Artikel: Erste Wahl im Plattenregal[ Musik ]
20.07.2009  |   Klicks: 4774   |   Kommentare: 1   |   Autor: pdmax
Erste Wahl im Plattenregal
Johannes Oerding legt sein Debüt-Album "Erste Wahl" vor - sinnvolle, nachdenkliche Texte mit Pfiff und ehrliche Musik - eine gelungene Kombination.
Noch hallen die Worte von Sony Music - CEO Edgar Berger sanft in den Ohren, die Labels müssten sich dem Nachwuchs öffnen, jungen, deutschen Talenten eine Chance geben. Das war Ende des vergangenen Jahres in der Popakademie, Berger führte das erfolgreiche Beispiel Cluesos an.

Deutschsprachige Musik hat scheinbar Konjunktur, doch die Zahl der Künstler, die sich wirklich etablieren, ist überschaubar.

Erfrischend unkompliziert kommt nun eine Platte daher, die "Erste Wahl" heißt. Anspruchsvoller Titel - ist der Interpret doch ein mehr oder minder unbeschriebender Wahlhamburger namens Johannes Oerding.

Was gibt es über Johannes Oerding zu erzählen?
Den gebürtige Rheinländer zog es zunächst in die Niederlande, um dort ein Studium in "Internationalem Marketing" aufzunehmen, das er allerdings nicht beendete. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Hamburg.
Dort intesivierte er sein ursprüngliches Hobby "Musik" und erlangte szeneweite Bekanntheit durch das beliebte Soul-Projekt "Soulounge".

Nun steht das Debütalbum von Johannes Oerding in den Regalen der Plattenläden. Was erwartet einen beim Hören der 13 Songs?

Ruhigere Töne, ehrliche handgemachte Musik, deren soulige Wurzeln durchaus erkennbar sind, aber nicht dominierend sind.
Natürlich geht es bei Johannes Oerding auch um das Thema "Liebe" - aber welches Album kann von sich behaupten, das Allerweltsthema außen vor zu lassen?
Es sind Texte, die zu genauen Zuhören animieren, die CD ist sicherlich nicht der richtige Soundtrack für die Hintergrundbeschallung einer Einweihungsparty oder eines Pokerabends, aber man benötigt auch kein Wörterbuch Grönemeyer-Deutsch / Deutsch-Grönemeyer, um den Botschaften der Texte Herr zu werden.
Es ist auch nicht der moralische Zeigefinger, den Johannes Oerding schwingt, vielmehr sind es Geschichten oder Gedanken, die er, verpackt in ehrliche, wie sagt man so schön, "handgemachte" Musik dem geneigten Zuhörer präsentiert.

Markant ist vor allem die Stimme Oerdings, der man ihre Jugendhaftigkeit deutlich anhört und die mit einer enormen Bandbreite hoch und tief zu überzeugen weiß.

Wechselhaft ist auch die Geschwindigkeit des Albums, sowohl zwischen den einzelnen Songs, aber auch innerhalb der Songs sind Tempowechsel keine Seltenheit.

So eröffnet das Album mit dem Song "Wenn es einen Gott gibt" äußerst ruhig, nimmt aber schon nach 60 Sekunden die Füße unterm Tisch mit auf die Reise durch die folgenden 13 Songs.
Die meisten Töne sind melancholischer Natur, die Songtitel belegen das zweifelsfrei - "Die Tage werden anders sein", "Lass Mich Allein", "Lass mich los", "Wenn der Regen Fällt" oder syptomatisch "Hotel zur Einsamkeit".
Doch der Gesamteindruck des Albums ist bei Weitem nicht so traurig-melancholisch, wie man auf den ersten Blick vemruten und wie es einen die dezente Farbgestaltung des Albumcovers Glauben machen mag.

Der Sound von Johannes Oerding hinterlässt das gute Gefühl, sich ehrlicher Musik ausgesetzt zu haben.

Hightlights der Platte sind der namensgebende Titel "Erste Wahl", der das Gaspedal verhältnismäßig lustvoll tritt, getoppt nur von der bissigen Nummer "Lass mich los", die fast rockig daher kommt.

Der beste Song des Longplayers sortiert sich relativ weit hinten in der Playlist ein und kommt deutlich ruhiger daher: "Ich will Dich nicht verliern" erzählt von der inneren Zerissenheit, von Paradoxien, die einem die Liebe manchmal mit auf den Weg gibt, und nutzt dabei den Charme der Stimme Oerdings.

Eine Acoustic-Live-Version des Songs gab es kürzlich im TV zu hören: Johannes Oerding war zu Gast bei der Late-Night-Show "Inas Nacht" von und mit Ina Müller, die ihre musikalischen Gäste als zweite Stimme in oft außergewöhnlichen Arrangements begleitet (wie in der gleichen Sendung auch Sashas Hit "If you believe" als Schifferklavierversion).



Im Moment geht Johannes Oerding den Weg, den junge Talente gehen, wenn Sie sich einen Namen machen - er tourt im Vorprogramm mit namhaften Bands, diesen Sommer mit "Ich&Ich" und "Simply Red" - mit "Ich&Ich" ist er am 15.08. auch in Schwetzingen zu hören - bevor er im Herbst seine eigene "Erste-Wahl"-Tour in Berlin startet.

Das Potential und den musikalischen Charakter Joahnnes Oerdings beschreibt Thomas Steiner in der "Badischen Zeitung" vom 10. Juni wiefolgt:
"Ein Deutsch-Soul-Sänger ist da zu entdecken, deutlich jünger als der Soul-Klassiker-Liebhaber Gwildis, deutlich lockerer als der Pathosjünger Xavier Naidoo, deutlich weniger in Klischees gefangen als der Swingcomedian Roger Cicero."

Keine weiteren Fragen - Erste Wahl.


Relevante Links: www.johannesoerding.de
 
1 Kommentare zu diesem Artikel
21.07.09, 23:36 Uhr #1 von Tim3648
einfach nur ne geile Stimme und geniale Texte !!!
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