Artikel: Einen Bachelor to go bitte! | Teil 1[ Hochschule ]
02.02.2010  |   Klicks: 4943   |   Kommentare: 5   |   Autor: PiWii
Einen Bachelor to go bitte! | Teil 1
Schnell muss es gehen heutzutage. In drei Jahren zum ersten Abschluss. Mit möglichst guten Noten. Sonst wird das ja nichts mit einem Praktikum, geschweige denn mit einem Job. Die Generation Bachelor hat es nicht leicht. Doch wie empfinden die Studenten selbst diese Lern-, und Karrieremaschinerie? Gibt es überhaupt Grund für die zahlreichen Demos der letzten Zeit? Wir haben uns bei Mannheimer Studenten umgehört. Und die sind durchaus unterschiedlicher Meinung.
Alexander
Laura
Im ersten Teil der Umfrage geht es unter anderem um streng konzipierte Semesterpläne, die nur wenig Raum für eigene Wahlmöglichkeiten lassen. Für die einen Fluch, für die anderen Segen. Dennoch haben viele Studenten einen Nebenjob. So gut wie alle dagegen absolvieren in den Semesterferien Praktika. Hoffentlich auch aus persönlichen Vorlieben und nicht nur auf Grund der Ellbogenmentalität, die in der heutigen Zeit für viele junge Menschen an der Tagesordnung steht.

Wie empfindest du das stark verschulte Bachelorstudium?

Franziska, 4. Semester, BaKuwi Spanisch/BWL, Uni Mannheim:

„Generell finde ich es eigentlich gut, wenn man im Studium eine klare Struktur finden kann und man immer einen Überblick darüber hat, was man wann geschafft haben muss, aber das Problem hier ist ja, dass die Verschulung eine Struktur vorgibt, die man eigentlich gar nicht erfüllen kann. So gleicht die Organisation des Bachelors doch oft eher einer Militärschule und ist so unflexibel, dass Frustration ein ständiger Begleiter des Studiums sein kann.“

Alexander, 6. Semester, VWL, Uni Mannheim:

„Naja, für mich ist es Fluch und Segen zugleich. Da ich im letzten Semester das erste Mal meine Kurse alle selber zusammenstellen musste (durfte), war ich jetzt nicht überfordert, aber ich musste schon lang überlegen, welche Kurse ich belegen will und welche nicht. In den vorigen Semestern lief es dann doch eher so ab, dass ich eine Woche vor Semesterbeginn mal ins Vorlesungsverzeichnis geschaut habe, was denn dieses Semester so ansteht und hab mich halt damit abgefunden, wenn es streckenweise langweilige Kurse waren.
Alles in allem war es aber doch angenehmer mir die Kurse nach meinen Interessen selber zu wählen.

Laura, 4. Semester, Medien-und Kommunikationswissenschaften/Germanistik, Uni Mannheim:

„An sich bin ich mit meiner Studienwahl zufrieden und finde das Studium gut. Dennoch ist man teilweise eingeschränkt, weil wenige Seminare zu einem Modul angeboten werden oder die Seminare voll sind. Man hat zwar wenige Vorgaben, was den Stundenplan und die Zeiteinteilung angeht, dennoch sind mangelnde Angebote einschränkend und so muss man sich oft danach richten was überhaupt angeboten wird, um keine Zeit zu verlieren. Vor allem, dass das Nebenfach, so wie Social-Skills und Praxisseminare nicht mit in den Schnitt hineinzählen empfinde ich als mangelnde Motivation, weil vor allem in den praxisorientierten Seminaren die Motivation zu Leistung höher ist.“

Ines, 4. Semester, Germanistik/Anglistik, Uni Mannheim:

„Ich bin bisher mit meinem Bachelorstudium und dem Aufbau sehr zufrieden. Schließlich habe ich auch nichts anderes kennengelernt und kann es mit keinem anderen System aus eigener Erfahrung vergleichen. Mir gefallen die kleinen Kurse mit meistens weniger als 20 Teilnehmern (mehr Zeit für Fragen, die auch ausgiebig beantwortet werden können und Diskussionen). Was mir besonders gefällt, sind die praxisorientierten Kurse (Onlinejournalismus, PR, TV-Redaktion). Die bringen mir am meisten und zeigen mir immer wieder, dass ich genau das Richtige studiere . Was man als störend empfinden kann, ist die extrem penible Anwesenheitspflicht.“

Alexander, 3. Semester BWL, Uni Mannheim:

„Generell nicht schlecht, da es Noten vergleichbarer macht. Außerdem steht man zu den Kommilitonen in intensiverem Kontakt. Negativ ist, dass man gar keine Kurse wählen kann und daher einige Fächer, insbesondere drei Kurse Wirtschaftsinformatik, belegt, die absolut nicht meinen Neigungen entsprechen.“
Nicole, 4. Semester Germanistik/Philosophie, Uni Mannheim:
„Ich finde es viel zu verschult, Anwesenheitspflicht, dauernd Referate usw...“

Frank, 3. Semester, Maschinenbau an der DHBW Mannheim:

„Für mich ist das verschulte Bachelorstudium genau das richtige. Vor meinem Bachelorstudium habe ich an der Uni Erlangen Chemie- und Bioingenieurwesen auf Diplom studiert und kam nicht so gut damit zurecht. Durch die vielen "Freiheiten" und nicht vorhandene Anwesenheitspflicht habe ich viele Vorlesungen nicht besucht und bin letztendlich daran gescheitert.“
Christa, 4. Semester, Unternehmensjurist, Uni Mannheim:
„Es ist sehr anstrengend und zeitintensiv, sehr viele Wochenstunden. Ich würde sogar sagen manchmal zu viele Stunden.“

Hast du Zeit für einen Nebenjob, wenn ja was machst du?

Franziska, 4. Semester, BaKuwi Spanisch/BWL, Uni Mannheim:

„Ich habe keinen Nebenjob und wüsste auch nicht wirklich, wie ich dies mit meinem Studium vereinbaren sollte.“

Alexander, 6. Semester, VWL, Uni Mannheim:

„Ich finde die Zeit für Nebenjobs bleibt eigentlich schon, wobei ich jetzt nicht die klassischen Nebenjobs habe. Neben dem Studium lege ich als DJ auf Studentenpartys auf, wie z.B. in der Hafenstrasse, und habe seit kurzem einen kleineren Residentjob in einem Club in der Nähe von Stuttgart aufgenommen. Desweitern organisiere ich zusammen mit meinem Mitbewohner und zwei guten Freunden seit fast einem Jahr die "Your Private Ritzz" Partys.“

Laura, 4. Semester, Medien-und Kommunikationswissenschaften/Germanistik, Uni Mannheim:

„Ja ich habe Zeit für einen Nebenjob. Ich arbeite meistens einmal die Woche sechs Stunden bei einem Bauunternehmen in Mannheim-Neckarau in der Marketingabteilung. Zusätzlich in den Semesterferien, oder bei Veranstaltungen auch am Wochenende.“

Ines, 4. Semester, Germanistik/Anglistik, Uni Mnanheim:

„Ich arbeite nebenbei als Promoterin und Hostess. Das klappt neben dem Studium ganz gut, da es ein unregelmäßiger und trotzdem gut bezahlter Job ist

Alexander, 3. Semester BWL, Uni Mannheim:

„Momentan habe ich keinen Nebenjob.“

Nicole, 4. Semester Germanistik/Philosophie, Uni Mannheim:

„Ich hab einen Bürojob, dafür bleibt schon genug Zeit.“

Frank, 3. Semester, Maschinenbau an der DHBW Mannheim:

„Ich habe keinen Nebenjob, da ich "dual" studiere. In meinen Semesterferien arbeite ich im Betrieb! Deswegen ist ein Nebenjob nicht nötig, da ich monatlich meinen Lohn erhalte, der zum Leben sehr gut ausreicht

Christa, 4. Semester, Unternehmensjurist, Uni Mannheim:

„Zeit hab ich eigentlich keine, aber ab und zu Babysitte ich nebenher. Das geht aber auch nur, weil es abends ist.“

Wie wirst du die nächsten Semesterferien verbringen?

Franziska, 4. Semester, BaKuwi Spanisch/BWL, Uni Mannheim:

„Die nächsten Semesterferien werde ich wieder ein Praktikum machen.“

Alexander, 6. Semester, VWL, Uni Mannheim:

„Da ich im Februar in mein letztes Semester komme, befinde ich mich in meinen letzten Semesterferien. Was danach kommt werden wir sehen.“

Laura, 4. Semester Medien-und Kommunikationswissenschafte/Germanistik, Uni Mannheim:

„Ich werde hoffentlich ein Praktikum machen können, bevorzugt in einem Verlag. Je nachdem wie lange das Praktikum geht, werde ich nebenbei in meinem Nebenjob arbeiten und so die Zeit nutzen. Zudem werde ich wahrscheinlich mehrere Hausarbeiten schreiben. Hoffentlich bleibt Zeit für ein paar Tage Urlaub, was aber jetzt noch nicht fest geplant ist.

Ines, 4. Semester, Germanistik/Anglistik, Uni Mannheim:

„Ich habe die letzten zwei Semesterferien nur Praktika gemacht. In den nächsten Semesterferien werde ich einfach mal abschalten und den Sommer genießen! Ein paar Freunde und ich wollen uns eine Finca auf Mallorca mieten und ich werde jeden Tag in der Sonne brutzeln

Alexander, 3. Semester BWL, Uni Mannheim:

„Nach dem FSS 2010 werde ein dreimonatiges Praktikum absolvieren.“

Nicole, 4. Semester Germanistik/Philosophie, Uni Mannheim:

„Mindestens sechs Wochen Praktikum und ein bisschen Urlaub.“

Frank, 3. Semester, Maschinenbau an der DHBW Mannheim:

„Siehe Frage 2! Werde im Betrieb meine Praxisphase absolvieren.“

Christa, 4. Semester, Unternehmensjurist, Uni Mannheim:

„Diese Semesterferien? Also erst mal drei Wochen Urlaub und danach für vier Wochen Hausarbeit schreiben. Im Sommer ist dann vom Studium aus ein Praktikum vorhergesehen.“

Wie empfindest du den Konkurrenzdruck unter den Studenten?

Franziska, 4. Semester, BaKuwi Spanisch/BWL, Uni Mannheim:

„Die Ellbogenmentalität, die irgendwie ein fester Bestandteil des Bachelors zu sein scheint, empfinde ich persönlich als sehr unangenehm. Ich finde es nämlich sehr schade, wenn junge Menschen während ihres Studiums das Gefühl bekommen, dass sie lediglich unsozial und selbstfixiert etwas erreichen können. Diese egozentrische Einstellung ist glaub ich aber auch eine typischer Bestandteil der Uni Mannheim, da man den Studenten hier von Anfang an ein gewisses Elite-Getue eintrichtert und sich viele gar nicht gegen diesen Druck wehren können. So werden meiner Meinung nach die Studenten den schönen Seiten des Studentenlebens völlig beraubt, was ich wirklich unnötig finde.“

Alexander, 6. Semester, VWL, Uni Mannheim:

„Der Konkurrenzdruck ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Natürlich fragt man nach den Klausuren mal nach, wie es bei den anderen so gelaufen ist, wenn die Noten veröffentlicht werden, aber schlussendlich schau ich da nur auf mich selbst und ob ich zufrieden mit meinen Leistungen bin.“

Laura, 4. Semester Medien-und Kommunikationswissenschaften/Germanistik, Uni Mannheim:

„Da ich Geisteswissenschaften studiere empfinde ich den Leistungsdruck eventuell weniger stark, als andere Studenten, die BWL oder ähnliches studieren. Dennoch wird auch von uns Geisteswissenschaftlern Leistung gefordert. Gerade weil in diesem Berufsfeld, die Chancen einen sicheren Job nach dem Studium zu finden, teilweise geringer sind, als in anderen Studienbereichen, bleibe ich vom Leistungsdruck nicht gänzlich verschont. Dennoch kann es auch Motivation sein, schließlich habe ich mir das Studium ausgesucht und möchte später auch etwas erreichen.“

Ines, 4. Semester, Germanistik/Anglistik, Uni Mannheim:

„Bisher spüre ich noch nichts davon. Allerdings weiß ich, dass es heute sehr wichtig ist, seinen Lebenslauf so gut es nur geht aufzuwerten. Ich mache nebenbei so viele Praktika wie möglich und arbeite als freie Mitarbeiterin bei der Zeitung. Das mache ich aber nicht nur wegen dem Konkurrenzdruck, sondern in erster Linie für mich selbst und weil es mir Spaß macht so viele Einblicke wie möglich in die unzähligen Bereiche zu bekommen. So weiß ich dann auch, was genau ich später machen möchte und was nicht. Natürlich gebe ich mein Bestes dabei, um nach dem Studium überzeugen zu können.“

Alexander, 3. Semester BWL, Uni Mannheim:

„Ich empfinde auf jeden Fall Konkurrenzdruck. Dieser wirkt sich jedoch nicht negativ auf die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Studenten aus. Ich empfinde das Zusammenarbeiten mit meinen Kommilitonen recht harmonisch und nicht von Missgunst geprägt. Die Vielzahl motivierter und intelligenter Menschen in meinem Jahrgang wirkt sich positiv auf meine Leistungsanstrengungen aus.“

Nicole, 4. Semester Germanistik/Philosophie, Uni Mannheim:

„Manche meinen, sie müssten es übertreiben, aber so wirklich Konkurrenzdruck ist das nicht.“

Frank, 3. Semester, Maschinenbau an der DHBW Mannheim:

„Konkurrenzdruck empfinde ich nicht, da ich schon jetzt eine Stelle im Betrieb sicher habe.“

Christa, 4. Semester, Unternehmensjurist, Uni Mannheim:

„Konkurrenzdruck ist schon spürbar da, allerdings ist ein bisschen Konkurrenz auch nicht schlimm, allerdings ist er meiner Meinung nach, an der Uni Mannheim mehr als "ein bisschen", wodurch er manchmal leistungshemmend und demotivierend wirkt. Mehr zusammenarbeiten!“
Franziska
 
5 Kommentare zu diesem Artikel
28.01.10, 12:28 Uhr #1 von no_idea
ein wenig mehr naturwissenschaftler zu befragen hätten da nicht geschadet!
Ich kann nur sagen, dass das Studium bei mir mit enormen Aufwand verbunden ist und da absolut keine zeit mehr für einen job nebenher bleibt oder dauernde status messages wie "wo gehts heute abend hin?" usw.
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 28.01.10, 12:28 Uhr
28.01.10, 19:10 Uhr #2 von Philipp-
schwachsinn, jeder studi egal was er studiert und sagt er het keine zeit luegt,...
u
28.01.10, 19:44 Uhr #3 von skip2mylou
ja klar kann man versuchen sich zeit zu nehmen.
allerdings weiß ich aus heidelberg biologie, dass da bis auf montag, da gings von glaub 9 bis 12, keine zeit war, denn von dienstag bis freitag hieß es 8 uhr beginn und ende zwischen ca 17 uhr 30 und 21 uhr
28.01.10, 20:08 Uhr #4 von soulflake
klar kriegt man ein sehr gutes Studium, 20h/Woche arbeiten und feiern auf die Reihe.. jemand, der nur studiert und nicht arbeitet wird ohnehin nicht ernst genommen.. und man darf sich halt nur nix von jemanden von "Zeitmanagement" erzählen lassen, der einem die Zeit stiehlt, weil er selbst nichts mit seiner eigenen Zeit anzufangen weiß
29.01.10, 13:24 Uhr #5 von no_idea
@phil & soulflake
es sprachen die geisteswissenschaftler
(BWL ist für mich keine Naturwissenschaft - Sie bedient sich dieser nur)

Ok, ich muss zugeben, dass ich meinen Job "nur" für das letzte Semester hinlegen musste. Aber da habe ich mir wohl was vorgelogen
spinner
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