Artikel: Gibt es ein Leben nach der WM? [ Kolumne ]
12.07.2006  |   Klicks: 2948   |   Kommentare: 6   |   Autor: Sophisticated83
Gibt es ein Leben nach der WM?
Liebe Gemeinde, es ist vollbracht! Ein Monat liegt hinter uns, der alles verändert zu haben scheint. Doch jeder wunderbare Moment kennt sein finales Stündchen. So stehen wir nun hier, wir Deutschen, nach UNSERER WM. Der Jubel ist verschallt, der Stolz jedoch, der ist noch spürbar. Unabhängig von der Diskussion, ob Italien jetzt verdienter Weltmeister ist und Deutschland Fanweltmeister oder der der Herzen sein mag, bleibt uns etwas ganz anderes erhalten.
Diese erste Gänsehaut, die mich damals überzogen hat, als ich aufgestanden bin, um die Nationalhymne zu singen und in ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer schauen durfte – vor und auf dem Bildschirm. Beim ersten Spiel gegen Costa Rica noch etwas verhaltener, dennoch schon ungewohnt für deutsche Verhältnisse, steigerte sich das Gefühl von Spiel zu Spiel.

Public viewing, Fahnen an den Autos und Fassaden, Farben auf den Wangen nahezu jedes Fans, groteske Kopfbedeckungen, Flaggen anstelle von Röcken oder als einziges Bekleidungsmittel – Deutschland sieht schwarz-rot-gold.
Wir haben das gebraucht! Der Ruck, der laut Roman Herzog durch Deutschland gehen muss, den hat es nun gegeben, wenn auch etwas später.


Wir sind alle ein Stück zusammengerückt in diesen Tagen, haben es erst lernen müssen, offene Bekenntnisse über die Liebe zu unserem Land zu formulieren. Doch einmal über die Lippen gebracht, schien es die süßeste Melodie der letzten Wochen.

Kaum jemand konnte sich diesem WIR-Gefühl entziehen, selbst Menschen, die noch nie Fußball gesehen haben in ihren Leben (ich spreche aus Erfahrung, musste neben eben solchen sitzen), haben sich dem Enthusiasmus hingegeben.


Deutschland – einig Vaterland! Was Politiker und Medien über Jahrzehnte nicht schafften, vermochte das runde Leder binnen weniger Tage.


Doch auch die Welt schaut auf uns in einer anderen Art und Weise. Sie hat gelernt, dass die Deutschen nicht nur auf hohem Niveau jammern können, sondern eben auch feiern. Dass wir Gastfreundschaft groß schreiben und Fremdenfeindlichkeit kleiner denn je.

Nun gilt es, dieses Gefühl in uns zu bewahren, es nicht gleich wieder verschwinden zu lassen, sondern zu stärken. Die Fahne nicht einzuholen, auch nicht im übertragenen Sinne. Jürgen Klinsmann bekommt in diesen Tagen das Bundesverdienstkreuz, unsere Spieler werden ebenfalls geehrt. Doch die größte Ehre gebührt denen, die Deutschland sind.


Die Kampagne „Du bist Deutschland“ wurde von vielen belächelt, als sie damals ausgestrahlt wurde – heute trifft sie den Zahn der Zeit.


Lasset uns Deutschland sein – heute – und alle Tage danach!
 
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6 Kommentare zu diesem Artikel
12.07.06, 19:17 Uhr #1 von Hoola
Schlaaaaaaaaaand!
12.07.06, 20:07 Uhr #2 von Volki
Ich Liebe Deutsche Land
12.07.06, 22:14 Uhr #3 von Marlyfreak
sehr schön geschrieben... unterzeichne ich sofort!!!
12.07.06, 23:11 Uhr #4 von tosh
ach... in spätestens 2 monaten ist alles wieder beim alten...
13.07.06, 07:50 Uhr #5 von Lolly80
Zu Gast bei Freunden ...
13.07.06, 10:57 Uhr #6 von Selbstfinder
Sobald sich die Medien von den Schlagzeilen "Italien ein ehrloser Gewinner" und "Wird das Finale wiederholt?" abwenden und sich wieder der Politik zuwenden, werden viele "Aushilfs-Wir-Sind-Deutsche" dieses Gefühl leider ganz schnell wieder vergessen. Ich hoffe, dass es anders kommt, aber so recht dran glauben kann ich irgendwie nicht.
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