Artikel: Interview mit DJ Polymux | Initiator von GUERILLA DISKO [ Interviews ]
26.07.2010  |   Klicks: 3519   |   Kommentare: 1   |   Autor: PleaseLie
Interview mit DJ Polymux | Initiator von GUERILLA DISKO
DJ Polymux, der Haus-DJ des Mannheimer Nationaltheaters, hat mit seiner Partyreihe "GUERILLA DISKO" im Soho etwas völlig Neues geschaffen. Ob Balkan Beats, Tarantinosounds, Latin, Elektroswing, Reggae, Pop- und Rock Classics, Soul, Dancehall, Bollywood, Ska, Elektronica und Worldbeats- solange es tanzbar ist schubst er kein Genre vom Plattenteller. Wir haben ihm mal etwas näher auf den Beat gefühlt.
Schneckenhof: Du lebst jetzt seit zwei Jahren in Mannheim und bist seither in der Clubszene unterwegs. Was ist dein Eindruck vom Mannheimer Nachtleben?

DJ Polymux: In meinem ersten Jahr habe ich den Kontakt zur Clubszene nicht gesucht sondern war ausschließlich auf den Premierenfeiern des Nationaltheaters aktiv. Es ging erst im Januar diesen Jahres mit der ersten Guerilla Disko im Soho los.
In Mannheim wird schon jede Menge geboten, vor allem an den Wochenenden, aber auch unter der Woche. Ich möchte mir aber nicht erlauben das Mannheimer Nachtleben in seiner Gesamtheit zu bewerten, da ich wirklich nur Einblick in einen Bruchteil der Szenen gewonnen habe und auch nicht anstrebe jeden Club kennen zu lernen. Ich bewege mich hauptsächlich in der Umgebung des Nationaltheaters und in Clubs mit einem gewissen alternativen Touch, die sich nicht so sehr an aktuellen Modetrends orientieren, den das finde ich persönlich eher langweilig.



Was unterscheidet deine Partyreihe „GUERILLA DISKO“ von anderen Partys in der Stadt?

Mir ist eine Unterscheidung zu anderen Partys gar nicht so wichtig. Ich habe mit der Guerilla Disko einmal im Monat im Soho einen Ort geschaffen an dem ich meine musikalischen Vorlieben nach Lust und Laune austoben kann. Da gibt es kein „das geht gar nicht“ und Worte wie „Stylisch, Sexy, Trendy oder Dresscode“ kommen nicht vor. Da ich mich mein ganzes Leben lang mit unterschiedlichster Musik beschäftigt habe, ist es nun ein Privileg ein Publikum in Mannheim gefunden zu haben das Lust hat gemeinsam mit mir auf musikalische Zeit- und Weltreise zu gehen. Ich bin mehr als dankbar das es so erstaunlich gut funktioniert und die Besucherzahlen immer an die Belastungsgrenze des Clubs gehen.


Aber es muss doch auch bei einer Guerilla Disko einen „Roten Faden“ in der Musikauswahl geben, oder?

Den gibt es! Ich sammele die Lieder zwar aus allen möglichen Bereichen wie Balkan Beats, Rock, Hip Hop, Latin, Reggae, Elektroswing und vielen anderen Richtungen, die erstmal schwer miteinander vereinbar scheinen, aber die Schnittmenge liegt in zwei Punkten: Vordergründig ist es die Tanzbarkeit der Stücke und im speziellen auch die Herkunft der Lieder. Ich lege ausschließlich Songs von „echten Künstlern“ auf, bei denen ich spüre dass die Hauptmotivation nicht in der Erschließung eines Marktes, sondern im Ausdruck von Emotionen und künstlerischen Prozessen liegt. Das nenne ich ehrliche Musik. Meistens sind das auch die Lieder die in ihrer Zeit eine neue Welle losgetreten haben, die von vielen anderen kopiert und dann zum Zeitgeist erklärt wird. Egal welchen Stil Musiker wie Prince, Nirvana, Peter Fox, Shantel, Dunkelbunt oder Prodigy haben und ob das im Auge bzw. Ohr des ein- oder anderen Betrachters zusammen passt. Ich will mich nicht auf eine Schiene festlegen lassen, sondern sehe es als meine Aufgabe an, die Musik welche mich mein Leben lang geprägt hat, den anderen Menschen die sich dafür interessieren zu präsentieren.


Was würdest du als deine größte Stärke bezeichnen?

Mein Einfühlsamkeitsvermögen, da bin ich mir ganz sicher.
Die Gefühle anderer Menschen haben mich immer sehr interessiert und ich habe zu jeder Zeit meine Schlüsse daraus gezogen. Das kann ich unter anderem auch als DJ hervorragend einsetzen, weil ich spüre was mit den Menschen auf und neben der Tanzfläche geschieht und wie sie auf die einzelnen Lieder reagieren. Das ist mein eigentliches Hobby mit dem ich zum Glück auch Geld verdienen kann.



Und zum Abschluss noch die Frage die natürlich jetzt auf der Hand liegt: Was ist deine größte Schwäche?

Hmm, eigentlich ist das Einfühlsamkeitsvermögen auch meine größte Schwäche. Ich nehme mir viele Dinge sehr zu Herzen, die andere Leute kalt lassen würden. Mit anderen Menschen mit zu fühlen kann auch sehr anstrengend und aufreibend sein. Mein Leben wäre sicherlich um einiges einfacher wenn ich es immer schaffen würde gewisse Dinge nicht so nah an mich ran zu lassen. Manchmal sehe ich auf den Partys irgendwelche Menschen die augenscheinlich sehr einsam in der Ecke rumstehen und einen traurigen Eindruck machen, es fällt mir dann oft schwer das auszublenden. Wenigstens habe ich dann aber die Möglichkeit mit meiner Musik positiv auf die Stimmung einzuwirken, das ist auch schon was!
 
1 Kommentare zu diesem Artikel
26.07.10, 15:51 Uhr #1 von 101-404
alter wein in neuen schläuchen; feine sache!
Neue Artikel aus Interviews
Aktuelle Artikel (alle Rubriken)