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© Uzi |
Date-Fantasie
Freitagabend. Ein Mann mit riesigem Blumenstrauß holt eine zurechtgemachte Dame im kleinen Schwarzen von zu Hause ab. Wohl bemerke, hat er die Dame um das Date gebeten. Sie fahren dann mit seinem Bonzenauto zum Schicki-Micki-Restaurant. Dort finden sie ein gutes Gesprächsthema nach dem anderen, lachen viel und tanzen ganz romantisch zwischen den Gängen auf der Restaurant-Terrasse unter dem Sternenhimmel. Nach dem Essen bringt er sie bis zur Tür und verabschiedet sich ganz Gentleman mit einem Gute-Nacht-Stirnkuss...
So eine US-Fiktion verkauft Hollywood in unzähligen Massen. Da verwundert es wohl keinen, dass diese Hollywood-Dating-Ideologie sich in vielen Frauenköpfchen eingeprägt hat, und somit das Anbandeln in der Realität erschwert. Schließlich sind die Erwartungen an sich selbst und an den Mann durch diese Schnulzen total unrealistisch geworden.
Die Realität
Ich will gar nicht bestreiten, dass es Männer einfach haben. Schließlich stellen wir Frauen viele Anforderungen an einen Mann, und diese Erwartungen sind manchmal von einer anderen Welt: Er muss lediglich treu, aufmerksam, leidenschaftlich, einfühlsam, romantisch, willensstark, abenteuerlustig, verständnisvoll, zärtlich und sportlich sein… (siehe hierfür ältere Kolumne:
http://www.schneckenhof.de/ArtikelAnzeige?articlei d=1832)
Oder kurz gesagt: Ein perfekter Mix aus Softie und Arschloch sein. Doch ist es das, was Frau wirklich will?
Leider muss ich zugeben, wissen wir Frauen nicht immer, was wir verdammt nochmal wollen. Doch wir sind immerhin smart genug, unsere personifizierte Sehnsucht zu erkennen, wenn sie uns an einem Nachmittag im Straßencafé paar Tische entfernt zu zwinkert.
Realitäts-Problem
Doch genau an dieser Stelle wird es leider auch sofort wieder kniffelig, denn: Frauen haben lange für die Gleichberechtigung kämpfen müssen. Immerhin mit Erfolg, dass zumindest meine Generation ihr eigenes Leben bei dem Schopfe packen (kann). Wir sind größtenteils finanziell unabhängig, wissen, dass unser Lebenssinn nicht nur aus Kinderhüten und Schweinebraten besteht, und vor allem bemühen wir uns stets emanzipiert zu verhalten. Allerdings wenn es ums Anbandeln mit jemanden geht, der uns wirklich gefällt, dann rutschen wir ganz schnell in beinahe steinzeitliche Verhaltensmuster zurück. Sprich, wir vertrauen dann in das traditionelle System des Jägers und der Beute.
Dating-Mythen
Denn aller Emanzipation zum Trotz verwandeln sich Frauen in der Kennenlernphase oftmals gerne in passive Mäuschen. Sie spielen mit ihren Haaren, klimpern mit den Wimpern und beten sehnsüchtig, dass er sie anspricht. Wenn das mal passiert, dann geht der blanke Wahnsinn erst richtig los: Sie warten flehentlich auf den Anruf ihres Auserwählten und zerbrechen fast an den Kommunikationsregeln der Herren. Wenn er sich dann endlich meldet, dann setzen sie auf gezielte Manipulation, d. h. wenn er um ein Date bittet, machen sie sich rar, damit der männliche Jagdinstinkt geweckt wird.
Nach langem Hin und Her wünscht sich das Mäuschen bei dem Date selbst dann wie eine Prinzessin behandelt zu werden: Blumen geschenkt bekommen, in ein schickes Restaurant ausgeführt werden, mit Komplimenten überschüttet werden, mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedet werden... Ja, so machen es die Drehbuchautoren in Filmen. Doch wie bereits am Anfang gesagt: Das ist nicht die Realität. Drehbuchautoren sind nämlich keine Dating-Experten. Sie sind eher besessen von der Fiktion.
Doch leider kursieren diese und viele weiteren Mythen immer noch in unserer Gesellschaft. Und diese Dating-Regeln werden auch noch viele weitere Generationen plagen, wenn wir es nicht schaffen, Fiktion und Realität in Liebesfilmen zu unterscheiden, oder viel mehr Film und Wirklichkeit auseinander zu halten.
Die Wahrheit
Wahr ist jedoch, dass Frauen auch im 21. Jahrhundert tatsächlich noch gern erobert werden. Dass wir uns freuen, wenn ein Mann uns die Tür aufhält, uns mit Worten umwirbt und uns Blümchen schenkt. Doch wir sehen es nicht mehr als Selbstverständlichkeit an, sondern viel mehr als eine Art "Bonus". Die Hauptsache ist doch, dass man sich gut versteht und eine Menge Spaß zusammen hat. Alle anderen Dinge außen herum sind nur ein "Kann" und kein "Muss". Schließlich sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht (erneut) enttäuscht werden, wenn wir nicht so viele Erwartungen an das Date stellen.
Ich denke zudem, dass jede Frau hin und weg ist, wenn ihr Schwarm ganz offen zeigen kann, wie sehr sie ihm gefällt, und wir schmelzen komplett hin, wenn er uns zum Lachen bringen kann. Denn wer uns zum Lachen bringt und irgendeine Sicherheit gibt, dass er Interesse hat, veranlasst das, dass auch wir Mäuschen uns entspannen (könnnen) und wieder ganz die emanzipierten Frauen sein können.
In der Liebe sind zwar vielleicht tatsächlich die Männer am Anfang zumeist mutiger als die Frauen, was auf archaische Triebe zurückzuführen ist. Doch ich bin mir sicher: Wenn es auf beiden Seiten erstmals gefunkt hat, sind umständliche Spielchen, sich selbst Perfektionieren und sich Zurücknehmen eher lächerlich als hilfreich beim Dating – sofern man eine ernste Beziehung führen möchte.
Also liebe Mädels, überwindet Eure letzten steinzeitlichen Grenzen und nimmt es selbst in die Hand: Ruft ihn selbst an, sagt bei einem Date was ihr wollt und seid einfach emanzipierte Dating-Mäuschen
Eure Meinung
Seid Ihr Mädels auch so passive Mäuschen, wenn Euch jemand wirklich gefällt? Wie kommt Ihr Jungs beim Dating zu Recht? Wollt Ihr emazipierte oder schüchterne Mädels?...
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