Artikel: Der Club der jungen Arbeitssuchenden[ Hochschule ]
20.02.2013  |   Klicks: 2770   |   Kommentare: 0   |   Autor: team
Der Club der jungen Arbeitssuchenden
Jung, dynamisch, ausgelernt und arbeitssuchend...
© pixabay.de (von geralt)
Hohe Jugendarbeitslosigkeit ist ein EU-weites Problem, welches sich immer weiter zuspitzt. In Spanien und Griechenland sind über die Hälfte aller Jugendlichen arbeitslos. In Frankreich ist es jeder Vierte. Die Europäische Union ist deshalb an neuen Instrumenten zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit interessiert. In Frankreich soll nun ein neues Konzept getestet werden: Stellensuch-Clubs, in denen kleine Gruppen junger Arbeitsloser sich gegenseitig bei der Jobsuche unterstützen. Die Mannheimer Ökonomen Professor Gerard van den Berg, Ph.D., und Dr. Arne Uhlendorff werden die Clubs zusammen mit französischen Forschern untersuchen. Im vergangenen September haben sie von der EU den Zuschlag für das Projekt bekommen, das mit 614.000 Euro gefördert wird.

Die Forschergruppe wird anhand eines Experiments Erhebungen in sozial benachteiligten Vierteln französischer Großstädte durchführen. "In den Vororten der großen Städte wie Paris gibt es große gesellschaftliche Probleme. Es ist deshalb eine Herausforderung, politische Instrumente zu finden, um die meist geringqualifizierten Menschen dort wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen", erklärt Gerard van den Berg, Humboldt-Professor für Empirische Ökonomie an der Universität Mannheim. Insgesamt machen 3.000 Arbeitssuchende bei der Studie mit. Die Hälfte davon wird in den Clubs nach Arbeit suchen, die andere außerhalb der Clubs.

Ökonomische Feldexperimente dieser Art sind in Europa sehr selten. Auch deshalb konnten sich die Mannheimer Wissenschaftler gegen die harte Konkurrenz im Wettbewerb um die Förderung der EU durchsetzen. "Die Politiker wollen jetzt vorher wissen, ob eine Idee funktioniert", sagt Professor van den Berg. "Heutzutage gibt der Staat Unmengen an Geld für aktivierende Arbeitsmarktprogramme aus, ohne dass deren Effektivität erwiesen ist. Mit einer gründlichen Evaluation im Vorfeld werden nur Maßnahmen eingeführt, die auch etwas bringen."

Für das Experiment werden jeweils bis zu 15 junge Arbeitslose mehrmals pro Woche über einen Zeitraum von maximal drei Monaten zum Stellensuch-Club einer lokalen Arbeitsagentur kommen. Dort verfügt die Gruppe über einen eigenen Arbeitsraum mit Internetanschluss und Zugang zu Datenbanken mit Arbeitsplatzangeboten. Ein Betreuer übt mit ihnen Bewerbungsgespräche und schreibt mit ihnen Lebensläufe. Noch viel wichtiger sei jedoch der soziale Kontakt zwischen den Teilnehmern, erläutert Professor van den Berg: "Sie sollen von den Netzwerken der anderen profitieren, sich gegenseitig Tipps geben, sich unterstützen und motivieren. Damit sollen die besonderen Schwierigkeiten der jungen Arbeitslosen überwunden werden."

Beginnend im Februar 2013 werden die Wissenschaftler ein Jahr lang die Versuchspersonen während und nach ihrer Teilnahme an dem Programm befragen. Dabei werden sie vor allem untersuchen, welche Auswirkungen die Vernetzung von einander ähnlichen Teilnehmern hat und wie bedeutsam die potentielle Konkurrenz zwischen Personen ist, die nach ähnlichen Stellen suchen. Das Forschungsprojekt soll auch den Effekt der Teilnahme auf den Beschäftigungserfolg messen. Dabei spielt die Wahrscheinlichkeit, eine Stelle zu finden und die Qualität des neuen Beschäftigungsverhältnisses eine Rolle. Die Forscher werden jedoch nicht nur die Wirkungen der intensiven Betreuung und Vernetzung der Teilnehmer auf die Dauer der Arbeitslosigkeit und die Jobqualität untersuchen, sondern auch berücksichtigen, wie sich die Teilnahme an den Stellensuch-Clubs auf die Persönlichkeit der Arbeitslosen auswirkt, insbesondere im Hinblick auf ihre Motivation und ihr Selbstvertrauen.

Quelle Pressestelle Universität Mannheim


Was haltet ihr von dieser Maßnahme?
Oder gar, würdet ihr euch auch zu diesem "Club der jungen Arbeitssuchenden" dazu zählen?
 
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