Artikel: Finale. Deutsch. In England.[ Sport ]
02.05.2013  |   Klicks: 6205   |   Kommentare: 3   |   Autor: team
Finale. Deutsch. In England.
Champions League-Finalbegegnungen aus demselben Land gab es bis jetzt drei Mal in der Geschichte. Am 25. Mai folgt die Vierte...
Seit gestrigem Mittwochabend ist die Hoffnung Gewissheit: am 25. Mai spielen Borussia Dortmund und der FC Bayern München diese Saison zum fünften Mal gegeneinander. Im Londoner Wembley Stadion. Und wenn es dann an diesem Samstag um den im Vereinsfußball wohl wichtigsten aller wichtigen Pokale geht, den Henkelpott, dann verkommen die Matches zuvor samt ihrer sportlichen Bedeutung zu nahezu belanglosen Freundschaftsspielen.

Zwei Aufeinandertreffen in der Liga, eines Unentschieden als es noch um die Meisterschaft ging, das zweite steht am Samstag an, hat aber weniger sportlichen Wert als die TSG Hoffenheim für den Kampf um die Europacupplätze. In der Vorbereitung traf man aufeinander, im Ligapokal. Das ist der Titel, den eigentlich nie einer mitzählt beim Bilanzieren, außer man will sich eine verkorkste Saison noch schönreden. Aber immerhin war es der erste Sieg der Bayern über den kometenhaft aus der Asche aufgestiegenen Megaangstgegner BVB. Und dann war da noch der Sieg der Bayern im DFB-Pokal, glanzlos 1:0 – aber weiter und auf Titelkurs.

Das fünfte Aufeinandertreffen in dieser Spielzeit wird all das vorangegangene in den Schatten stellen, nicht nur die Spiele in dieser Saison. Schon bevor das Spiel angepfiffen wird, steht ein Gewinner fest: der deutsche Fußball. Nur hirnverbrannte Idioten (von denen es bedauerlicherweise viele gibt) haben in den Halbfinalrückspielen den spanischen Mannschaften die Daumen gedrückt, nur weil sie gerade Bayern oder den BVB nicht mögen. Echte deutsche Fußballfans wollten nichts anderes als dieses Spiel, und seit gestern kann die Rivalität ausgelebt werden, auf einem höheren, bis dato in der Geschichte nie dagewesenen Niveau. Es geht darum, sich zur besten Mannschaft Europas, und damit fast zwangsläufig auch der Welt, zu küren. Mehr geht nicht.

Mir als Bayernfan stehen noch heute die Tränen in den Augen. Zum einen weil ich das unsagbare Glück hatte, im Hinspiel in der Allianz Arena diesem denkwürdigen 4:0 beiwohnen zu dürfen, zum anderen aber weil es als Fan wohl nichts Größeres geben kann, als dieses Finale am 25. Mai in London. Gegen Dortmund. Den Rivalen und Peiniger Nummer 1. Doch bevor jetzt alle BVB-Fans schreien: ich mag Dortmund. Ich mag auch Götze. Kleiner Scherz. Dortmund ist eine zutiefst sympathische Mannschaft, mit einer Fanbase und einem Spielstil, der ansteckend begeisternd wirkt. Und das alles angeführt von Watzke, den ich jetzt nicht so toll finde, der den Verein aber solide aufgestellt hat was die Kasse angeht und dem fußballverrückten Derwisch Jürgen Klopp, dem ich als kleiner Junge in Mainz bei der Auswahl der richtigen Kopfhörer für den Discman seines Sohnes in Mainz half. Als Bayernfan sage ich: Dortmund ist ein geiler Club, doch die Champions League hätte ich schon gerne in bayerischen Händen, klar.

Nach zwei bitteren Jahren für die Bayern, in denen Dortmund dem FCB teils regelrechte Lehrstunden erteilte wie im DFB-Pokal-Finale und zwei verlorenen Königsklassen-Finals geht es für ein Großteil der Bayernspieler darum, kein potenzierter Michael Ballack und damit ein lebenslanger Fall für den Psychiater zu werden. Man stelle sich vor: die Bayern verlieren am 25. Mai das dritte Champions League-Finale binnen vier Jahren, und das dann als Krönung der Demütigungen gegen Dortmund. Die Mannschaft, die den erfolgsverwöhnten FCB zwei Jahre am Nasenring durch die Manege zog. Ich würde wetten, Schweinsteiger und Co. beenden dann sofort ihre Karriere und Golfen mit dem im Club der ewig Zweiten bisher einsamen Ballack.

Gleichwohl geht es für diese sympathischen und erfolgreichen Dortmunder darum, das vor sechs Jahren gestartete Projekt in einer wohl selbst in kühnsten Träumen nicht für möglichen Art und Weise zu vergolden, bevor das Team vor dem Umbruch steht. So oder so, am Ende gewinnt eine großartige Mannschaft den Titel, die in der zurückliegenden Saison begeistert hat. Das trifft auf beide zu. Und beide sind aus Deutschland. Ich kann es nur wiederholen: mehr geht nicht. Für die Bundesliga, und auch nicht für die Fans der beiden Vereine. Das wird das Fest der Feste und eine Meilenstein für die deutsche Fußballgeschichte. Nicht mehr, aber auch gewiss nicht weniger. Dass das Ganze dann noch auf englischem Boden stattfindet, in der Wiege des Fußball, ist sozusagen das i-Tüpfelchen.

Doch wo schaut man dieses Spiel der Spiele? Klar, Stadion wäre toll. Ich nehme an jedem noch so aussichtslosen Gewinnspiel teil und biete meine Daten dermaßen freimütig und schamlos an, dass es selbst Wanderhuren die Schamesröte ins Gesicht treibt – gleichzeitig verliere ich eine eBay-Auktion nach der anderen, wohl weil mein Maximalgebot für einen Platz unterm Dach mit Sichtbehinderung noch nicht bei 1000 Euro liegt. Aber es gibt ja eine wirklich aussichtsreiche Alternative: die Norwegerparty im Schneckenhof, da wird es, so habe ich es läuten hören, ein fettes Public Viewing geben. Da ist die Kartensituation natürlich mit angespannt ebenfalls euphemistisch beschrieben, aber wenigstens habe ich es dann am nächsten Tag nicht so weit nach München zu den Triple-Feierlichkeiten. Oder zum TV mit Live-Schalte nach Dortmund, während in München das belangloseste Double aller Zeiten „gefeiert“ werden würde.

So oder so: es wird groß – ich kann es nicht erwarten! Fußball ist eben doch die schönste Nebensache der Welt! Danke, Bayern. Danke, Dortmund. Lasst es krachen!

(Danke pdmax für diese Fußball-Kolumne!)


Für welchen Verein drückt ihr am 25. Mai die Daumen? Wo schaut ihr euch das Finale an? Was würdet ihr für die Karten in Wembley-Stadion tun? Wie tippt ihr für das Endergebnis?
 
3 Kommentare zu diesem Artikel
02.05.13, 17:22 Uhr #1 von BerniB
Ich tippe auf Bayern. Ich glaube, sie werden so konzentriert und zielstrebig spielen wie zuletzt und wenn sie das tun, dann hat Borussia nur eine geringe Chance.

Allerdings hat man letztes Jahr gesehen, dass es auch so gehen kann, dass man die ganze Zeit klar überlegen ist und dann trotzdem das Endspiel verliert.

Wenn Dortmund einen sehr guten Tag hat und Bayern nicht voll bei der Sache ist, dann ist was für die Ruhrpottler drin.
02.05.13, 17:51 Uhr #2 von Cheffernan
Ein streitbares Thema, aber Schwarz-Gelb holt den Henkelpott.
Gibt vielerlei Gründe und Thesen wieso und weshalb,
aber doch die Borussen machen es

ps: es ist bereits das 4te Finale mit Beteiligung aus ein und dem selben Land.
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