Artikel: Alles andere als ein nettes Großmütterchen[ Film ]
20.07.2013  |   Klicks: 5572   |   Kommentare: 3   |   Autor: Dite
Alles andere als ein nettes Großmütterchen
In der französischen Komödie "Paulette" wird eine Rentnerin zur Dealerin...
Die Story

Paris. Armutsviertel. Paulette (Bernadette Lafont) ist nicht gerade das, was man von einer älteren Dame und verwitweten Oma erwarten würde. Verbittert, egoistisch und rassistisch (sogar gegen ihr eigenes Enkelkind "Bimbo") wohnt Paulette nach dem Tod ihres Mannes alleine in einem heruntergekommenen Appartement im Pariser Armutsviertel. Sie passt genau ins Bild der wirtschaftlichen und politischen Lage dieser Gegend: trüb, kriminell, arm.

Ihr damals erfolgreiches Geschäft wurde von Asiaten übernommen und macht ihren Hass auf Ausländer nicht gerade kleiner.
Die Rente reicht ihr kaum zum Überleben, und als dann auch noch ihr kostbares Hab und Gut gepfändet wird muss sie sich etwas Neues einfallen lassen, um ihr Leben finanzieren zu können.
Durch einen Zufall landet bei einem von der Polizei verfolgten Deal etwas Hasch in ihrem Schoß, den Paulette – als ehemalige erfolgreiche Geschäftsfrau - in bares Geld umzusetzen weiß und ihr aus ihrer Armut verhelfen soll. Ein Katz und Maus Spiel zwischen ihr, der Polizei und den anderen Dealern der Stadt beginnt.



Die Analyse

Ich habe lange überlegt, was ich zu dem Film eigentlich sagen soll. Er war nicht schlecht. Er war aber auch nicht übermäßig besonders, wenn auch gut. Ein netter Sonntagabendfilm, der einem hier und da zum Schmunzeln bringt, aber mir sicherlich nicht auf Ewig im Gedächtnis bleiben wird.
„Paulette“ wird pfiffig erzählt und ist wirklich – unaufgedrängt – witzig. Hier und da muss man entsetzt auflachen, wenn die Protagonistin wieder einen rassistischen Spruch ablässt oder absolut trocken ihre Mitmenschen beleidigt.
Nicht zuletzt dank der Schauspielerin Bernadette Lafont ist einem die Hauptdarstellerin von der ersten Minute unsympathisch, schafft es aber sie im Laufe des Films zu einer Sympathieträgerin zu verwandeln.
Der Film gefällt aufgrund seines sarkastischen Humors. Mit abstruser Kombination – eine Oma wird zur Dealerin – schaffen die Macher es die traurige Wirklichkeit Frankreichs darzustellen ohne auf die Tränendrüse zu drücken.

Das Fazit

Wie ihr merkt ringe ich bei diesem Film etwas mit den Worten und fasse mich ungewohnt kurz. Ich möchte ihn keinesfalls schlecht machen - das ist er nämlich nicht - aber er hat mich einfach nicht vom Kinosessel gerissen.
"Paulette" ist eine süße, witzige Komödie, die ganz leicht erzählt wird und unterhaltsam ist. Für mich aber eben leider nicht mehr.
 

Nur registrierte und eingeloggte User können Artikel bewerten.

3 Kommentare zu diesem Artikel
20.07.13, 22:34 Uhr #1 von Anubis_fr
Ich wusste nicht, dass es mein Heimastland so schlecht ging Auch es von einer Wahre Geschichte inspiriert ist würde ich nicht sagen, dass es \"die traurige Wirklichkeit Frankreichs [darstellt]\".

Um das Thema über den Film hinaus (den ich - sowie wahrscheinlich sehr viele andere - noch nicht gesehen habe) zu erweitern, stellt sich denke ich die Frage des Gefahr, eine \"leichte Komödie\" über ein ernstes Thema zu machen. Und inwiefern eine solche Kombination in Deutschland erfolgreich sein kann. Nicht jeder ist so talentiert wie Roberto Benigni in/mit \"La vita e bella\". Und sogar er hat \"nur\" Drama und Komödie vereinbart und nicht Kritik und Komödie; Menschen zu unterhalten und gleichzeitig zum Nachdenken zu bringen ist nicht einfach... Und die Gefahr ist groß, dass am Ende weder das eine noch das andere funktioniert hat...

Und mal ganz ehrlich, die meisten Französische Filme, die gut waren (und sowohl in Frankreich als Außerhalb erfolgreich gewesen sind), waren sowieso reine Komödien: Willkommen bei den Ch\'tis, ziemlich beste Freunde... Die einzige Ausnahmen, die mir spontan einfallen, drehen sich allerdings beide um das Thema der Widerstandsbewegung: \"Monsieur Batignole\" und \"die Kinder von Paris\". Die Kinder des Monsieur Mathieu (warum immer so beschissene Titeln geben auf Deutsch ?) war in Frankreich auch erfolgreich, keine Ahnung wie er in Deutschland ankam.
21.07.13, 00:49 Uhr #2 von lone
@Anubis: Da muss ich dir aber in fast jedem Punkt widersprechen
- Wo soll denn hier die Gefahr bestehen, die durch eine \'leichte Komödie über ein ernstes Thema\' entsteht? Wenn man die Gefahr zB bei \"Er ist wieder da\" sehen wollte... okay.. aber bei Altersarmut und Dealen?
- *Drama und Komödie zu vereinen haben ja nu schon massenhaft andere geschafft, dazu brauchts nich umbedingt n Meister (-> Tragikomödie)
- Kritik und Komödie sind doch nicht unvereinbar! Kritik und Selbstreflexion sind von je her elementare Bestandteile der Komödie! Fraglich ist vielleicht, inwieweit heutige \"Hollywood-Blockbuster-Komödien\" das bewusst machen - aber n Ansatzpunkt zum Nachdenken findesde trotzdem fast überall und für jeden verständlich. Selbst bei sinnbefreiten Filmen a la Hangover... der Nerdfreund, der sich von der Frau alles sagen lässt, lässt sie am Ende stehen --> Botschaft: Brich mal aus, scheiß auf Konventionen. Und der Zuschauer denkt währned des Films wohl mehrmals genau das... \"Alter, schick den nervenden Hausdrachen doch einfach weg und scheiß auch auf alle anderen Spielverderber-Bedenken!\"
- weitere erfolgreiche franz Filme, die mir spontan einfallen: Wunderbare Welt der Amelie, Pianist, The Artist, Asterix, die Purpurnen Flüsse. Monsieur Mathieu war hier auche rfolgreich. Übrigens find ich den Dt Titel nich soooo furchtbar. Wiki sagt auf franz. heißt er soviel wie \"die Chorsänger\". Das is doch auch nich vielsagender.
- \"ziemlich beste FReunde\" wr doch keine reine Komödie, zudem gabs doch da auch mehrere offensichtliche Themen, die (zumindest für kurze Zeit) zum Nachdenken anregen. zB \"Welche Vorurteile habe ich ggü \'gangstern\' und Behinderten? Wie geht man angemessen mit einem Behinderten um (kein Mitleid?!)? Rassismus (die kultivierten, gebildeten Weiße die sexbesessenen, in der HErde lebenden, gewalttätigen Schwarzen). Hier find ich mit \"Die Unberührbaren\" den franz Titel übrigens wirklich um Längen besser!

@Dite: Kennst du \"Grasgeflüster\"? Wenn ja, vergleicbar?
21.07.13, 10:56 Uhr #3 von Anubis_fr
@Ione: war Sinn der Sache
Also mit Kritik verstehe ich mehr als die vorgeschlagene Hangover Botschaft, sonst kannst du auch bei Demolition Man einen Sinn wie \"Gesetze sind notwendig aber bleib trotzdem mal locker\" finden Zu den anderen von dir genannten Filmen:
- Amelie lasse ich lieber sein, da habe ich anscheinend ein anderes Empfinden, als die Mehrheit
- Polanski ist zwar Franzose, aber ob \"the pianist\" ein Französischer Film ist ? Aus meiner Sicht (leider?) nicht, sonst muss du auch \"Transporter 3\" als französischer Film bezeichnen und ich wäre dir sehr dankbar, sowas nicht zu tun
- Purpurnen Flüsse war hier erfolgreich ? Wusste ich nicht; wieder was gelernt
- Mit Asterix gibst du mir recht, ist ja eine Komödie Ich hoffe aber, dass du den zweiten meinst (also bei Kleopatra), denn die andere waren... nicht so gut (um es mal vorsichtig auszudrücken). Ich verstehe aber nicht, wie die einiges übersetzen haben können. Muss ich mir auf deutsch anschauen.

Generell habe ich mir vielleicht leicht verkehrt ausgedrückt: Komödie und Kritik sind oft vereinbart. In einer Satire. Aber dann dient das lachen der Kritik; es wird sich über das, was man kritisiert, lustig gemacht. Übertreibung sind in dem Fall herzlich willkommen; der Fokus wird auf markanten Charakter-Eingenschaften gestellt (wie bei einer Karikatur) usw.

Anders ist es, wenn das was kritisiert wird nicht das ist, was zum lachen bringen soll. Ich habe wie erwähnt den Film noch nicht gesehen, aber es scheint mir äußerst kompliziert zu sein, das Publikum auf der Armutslage einigen alten Leuten zu sensibilisieren und gleichzeitig mit der Geschichte zum lachen zu bringen.

Eins muss vielleicht geklärt sein: ich bin Franzose, also bedeutet Kritik für mich mehr als \"im Hinterkopf des Zuschauers den kleinen Samen des Gefühl, dass die Welt vielleicht leicht ungerecht wäre, zu pflanzen\". Nach einer erfolgreichen Kritik muss der Zuschauen sich von der Widerlichkeit der kritisierten Tat ekeln und für sich entscheiden, dass diese sich nur lösen lässt, indem Barrikaden aufgestellt werden Kritik muss Veränderungen ausrufen. Der, der \"Running man\" gelesen hat und sich \"Das Dschungelcamp\" (oder vergleichbares) anschaut, bekommt normalerweise relativ schnell Fantasien über eine Grillparty mit Überflut von Napalm-Sauce in den Produktionsstudios.

Bei ZbF gebe ich dir recht, was das angemessene Verhalten zu Behinderten gibt. Aber \"alle in Frankreich lebende jugendliche mit Migrationshintergrund sind keine böse Menschen\" ist mir ein bisschen wenig, auch wenn diese Wahre Geschichte eine Einladung ist, über seine Vorurteile hinaus zu denken.
Neue Artikel aus Film
Aktuelle Artikel (alle Rubriken)