Der Homo Sapiens Grillensis ist dabei im normalen Leben nicht von gewöhnlichen Exemplaren der menschlichen Spezies zu unterscheiden. Brav versieht er jeden Tag seinen Dienst in der Arbeit. Doch was geht ihm während des Arbeitstages wohl durch den Kopf? Unternehmen wir eine Reise in die Gedankenwelt des Grillensis:
Getrieben von der Sehnsucht nach Spaß mit totem Tier zu haben, sprich, jenes auf den Grill zu werfen und zu beobachten, wie die Flammen züngelnd die Eiweißlappen umschmeicheln, garen und verzehrfertig gestallten, geht der Homo Sapiens Grillensis den Tag über in seinem Großraumbürokäfig auf und ab. Nervosität macht sich gegen 16.00 Uhr breit: Gleich beginnt die Jagd!
Pünktlich Glockenschlag hastet er getrieben vom Hunger aus seinem Gehege, wo er sicher und behütet war, beschäftigt wurde. Begleitet von imaginären Buschtrommeln hechtet er in sein Gefährt um das nächste Jagdrevier zu erreichen. Den nächsten Supermarkt.
Wer sich hierbei jedoch denkt: Kann doch nicht so schlimm sein! Im Supermarkt ist ja alles schon tot, also ab in den Einkaufswagen und fertig! Weit gefehlt! Die Konkurrenz unter den Grillensis ist extrem hoch! Erpicht darauf die besten Stücke zu bekommen pirschen sie sich an die Fleischtheke, drehen sich im Kreise, andere Männchen dieser Spezies stets im Augenwinkel beobachtend. Dabei lässt der Grillensis ein sehr hohes Maß an Sorgfalt gelten, welches im bei der Auswahl seiner Mahlzeit oberstes Gebot ist:
Fleischtheke! Noch drei Schritte! Zwei! Eins! MEINS! So hechtet der Grillensis leopardenartig, manchmal sogar fauchend, auf das saftigste Steak zu, welches das Massengrab der Nutztiere zu bieten hat. Dabei sind kämpfe mit Konkurrenten durchaus nicht auszuschließen. Doch nach dem Motto Survival of the Fattest muss meist der schwächere Puntofahrer dem Opelphantom weichen und sich mit Puten- anstatt Schweinesteaks begnügen. Die Wildnis kann ja so erbarmungslos sein!
Nachdem nun die Kasse passiert ist und er Homo Sapiens Grillensis sich, wild auf die Brust trommelnd und wild schreiend, seinen Heim nähert, weiß das heimische Weibchen meist schon: Rette sich wer kann!
Mit stierem Blick durcheilt der Grillensis die heimischen Gefilde mit nur einem Ziel: Der Grill. Sei es im eigenen, heimischen Gehege, abgegrenzt von anderen seiner Art, oder gesellig an öffentlichen Plätzen, wo das Fleisch auf dem Grill teilweise als Substitut für einen Genitallängenvergleich zu sein scheint! Je größer desto besser! Back to the Roots, eben!
Grunzend, tanzend und rülpsend sammeln sich die Grillensis dann, tauschen Geschichten des Alltags da, in denen sie sich als Götter feiern. Doch trotz aller Geselligkeit und Freundschaft: Man sollte niemals, aber auch wirklich NIEMALS, versuchen sich zwischen den Grillensis und sein Fleisch zu stellen! Kämpfe bis aufs Blut sind da nicht ausgeschlossen! Eher wird die Frau geopfert als das heilige, von Gott gegebene, durch die Nahrungskette prädestinierte Fleisch!
Jedoch sollte man den Grillensis nicht in seiner sozialen Ader unterschätzen: Auch er teilt hin und wieder gern sein Grillgut mit Rudelgenossen. Sei es als Freundschaftsbekundung unter den Alphatieren oder als Solidaritätsbekundung mit den Schwächeren.
Nach erfolgreichem Grillen und eventuellem Genuss von Cervisia, dem Ambrosia des kleinen Mannes, also Bier, wird der Homo Sapiens Grillensis sehr handzahm, lässt sich bevorzugt von seinem Weibchen kraulen, während er auf Couch, Decke oder einfach nur dem Rasen zufrieden vor sich hinschnurrt.
Eine sehr angenehme Spezies. Primitiv aber glücklich.
Man sollte versuchen jene Gattung einfach so lange zu erhalten wie es geht, ihnen ihren Freiraum gewähren um sie in freier Wildbahn zu beobachten. Und man wird seine helle Freude an ihnen haben!
In diesem Sinne: gebt Grillgegnern, Vegetariern und Gesundheitsfanatikern keine Chance! Never change a running System! Der Darwinismus will es so! Fleisch auf Feuer! Wie in alten Zeiten....
|