VIII.
Die einzigartige Idee des Rektors, von Brauerei Buchblum einen Teil des Schlosses zu einem Biergarten und Jazzkeller ausbauen und dafür im Gegenzug bei allen Veranstaltungen der Universität nur noch Getränke dieses Konzerns ausschenken zu lassen, stößt bei den Studierenden, wie beabsichtigt, auf wenig Gegenliebe.
Sein Pressesprecher ist gezwungen den Kopf hinzuhalten, schüttelt diesen im gespielten Unverständnis, und gibt eine humorige Probe seines kabarettbühnenreifen Talentes:
"Wenn dieses Thema das wichtigste Anliegen der Studierendenvertreter ist, dann muss mit unserem Kerngeschäft alles zum Besten bestellt sein.
Verräterisch: Schon aus der neusprecherischen Formulierung Kerngeschäft sehen wir die Wirtschaftshochschule freudig winken.
Verständlich: Es muss tatsächlich alles zum Besten an der Uni Mannheim bestellt sein, wenn das Thema Biergarten, Jazzkeller, Monopolverträge in den Zielvereinbarungen des Rektorats auf Platz Eins gerutscht ist. Ist nur so ungewohnt konkret und passt gar nicht zu den bisherigen, schwer qualifizierbaren Allgemeinplätzen wie Verbesserung in der Lehre, Internationalisierung oder Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Forschung.
Verwirrend: Leider, leider wird es immer noch genug Leutchen geben, darunter viele Studenten, die beifällig nicken werden: Jaja, dieser blöde asta, haben die nichts Besseres zu tun.
Man muss das Statement nur in einen vertrauteren Kontext rücken, um es wirklich zu verstehen.
Drei Junggesellen kloppen in ihrer WG Skat, da kommt der Hausmeister vorbei, räumt die Bierflaschen vom Tisch und tauscht sie durch Bierblum aus, weil er sich für seine Kellerbar die Biergläser mit Werbeaufdruck hat sponsern lassen. Jetzt wird bei mir im Haus nur noch Bierblum getrunken.
Da erdreistet sich derjenige, der gerade das Pik-Solo spielen wollte, das Wort stellvertretend für seine Skat-Runde zu erheben und anzumerken: Sie können uns doch nicht vorschreiben, was wir trinken sollen.
Wenn dieses Thema das wichtigste Anliegen der Herren Skatspieler ist, dann muss in unserem Haus im Kerngeschäft ja alles zum Besten bestellt sein. antwortet der Hausmeister, insbesondere weil er ja weiß, dass er schon seit vier Wochen die defekte Treppenhausbeleuchtung links liegen lässt, Klingeln reparieren und das anfällige Türschloss im Hauseingang austauschen sollte.
Mit dem, im ironischen Mittelfeld plazierten wichtigsten Anliegen, will uns der Sprecher eigentlich sagen, dass er die Angelegenheit für höchst unwichtig hält.
Ratschlag: Wenn die Sache wirklich so unwichtig ist, dann lasst sie doch einfach!
Oder stecken noch andere Beweggründe dahinter, die bisher besser unerwähnt geblieben waren?
IX.
Der Genuss einiger Züge aus Honey Bunnys etwas zu stark geratendem Joint sollte Tage später noch zu Flashbacks führen.
Einer der vielen Vorteile des Biergartens im Westflügel wäre, dass dieser stadtbekannte Stricher- und Homotreff auf der Mensawiese endlich verschwinden würde. sagt unser Rektor.
Und gegen das betretende Schweigen: Geht ihnen das Treiben dort nicht auch gegen haha - den Strich?
Diese Worte beweisen wahre Größe!
Wir bewundern den Sinn für Gerechtigkeit! Warum soll Mann (richtiger, echter) bis zur Lupinenstraße laufen müssen, und die schwuleren Brüder dürfen es so zentral treiben?
Revolutionär, die sponsorkritische Seite! Warum sollte durch einen Biergarten der Treffpunkt verschwinden? Logo: Die Gleichgeschlechtlichen sind ja in Stilfragen viel sicherer, durch eine Buchblum-Bar in Geschmack und Ästhetik belästigt, würden sie schnell das Weite suchen.
X.
Im Gegensatz zur Universität istBuchblum tatsächlich ein Wirtschaftsunternehmen.
Welche Kosten-Nutzen-Analyse bewegt Buchblum zu einer Investition im Rahmen von 1,5 Millionen Euro für die Instandsetzung der Kellerräumlichkeiten im Westflügel?
Anlässe sich zu betrinken sind, wie wir gesehen haben, an der Mannheimer Uni genug gegeben. Aber einen Umsatz in dieser Höhe werden die Mannheimer Studenten und Professoren so schnell nicht ersaufen.
Was ist es dann? Ach ja, Mutters Kutteln!
Mutters Kutteln waren legendär, mit viel zu saurem Sauerkraut, und immer mit dem Gewürz der Seligen versehen, also schön schwarz angebrannt. Denn in der kurzen Mittagspause, in der wir vier Kinder versorgt werden mussten, blieb die Gußpfanne schon mal länger als nötig auf dem Herd stehen.
Rieche ich heute den Duft angekohlter Kutteln, würde ich jedes andere Gericht der Welt dafür stehen lassen!
Exakt der Effekt, auf den Buchblum wohl hofft.
Es wäre nicht mal eine großzügige, als vielmehr eine kluge Entscheidung von Buchblum auf das Ausschankmonopol, zumindest bei studentischen Unifeten, zu verzichten.
Es stände den traditionellen Bierbrauern gut zu Gesicht, und hätte vielleicht eine viel größere Werbewirkung als Zwang, der auch den gegenteiligen Effekt auslösen könnte. Denn wie sich eine Sache entwickelt, kann man ja nie genau sagen ...
XI.
Ich habe hier, sagt die asta-Sprecherin mit fast feierlicher Stimme, einen Beschluss, sämtlicher Fachschaften, studentischer Initativen und des asta, in dem wir einstimmig erklären, dass wir nicht vorgeschrieben bekommen wollen, welches Bier wir auf unseren Veranstaltungen zu verkaufen haben.
Der Rektor nimmt das Schreiben entgegen, glättet es mit dem Lineal auf seinem Schreibtisch und beginnt es konzentriert zu falzen und umzuknicken.
Sie können mir gerne alle Einwände vortragen, aber erwarten Sie bitte nicht, dass ich Ihnen auch noch zuhöre, nicht wahr. Ich muss mir soviel Schund anhören, den ganzen Tag, kann aber gut abschalten, werde einfach zum Tauben.
Er betrachtet sein sorgsam gefaltetes Werk. Wissen Sie, ich war auch mal Student, auch wenn ich wesentlich, wesentlich schneller studiert habe, als Sie sich das überhaupt vorstellen können. Trotzdem habe ich auch manchen Unsinn mitgemacht, zum Beispiel in langweiligen Vorlesungen, Papierflieger gebastelt.
Mit Stolz hält er asta- und Pressesprecher/in den umgestalteten Beschluss vor die Nase.
Aber merken Sie sich: was ich mache, mache ich richtig. Das ist mein bestes Modell, hat mir ein Schulfreund gezeigt, hat Luft- und Raumfahrttechnik studiert.
Unser Beschluß! protestiert Honey Bunny.
Ihr Beschluß - ist mir wurscht! Mit Schwung befördert er den Flieger zum offenen Fenster hinaus.
Sprachlos sehen Presse- und asta-Sprecher/in hinterher.
Der Pressesprecher denkt: Jetzt langts! Zumauern! Ich lasse die Fenster zumauern.
Der Rektor denkt: Wir machen es noch einfacher! Eingangs- und Spitzensteuersatz sollten zusammenfallen...
Honey Bunny denkt:'Cool, der fliegt unglaublich weit. Bis auf die Bismarckstrasse.
Der junge Brummi-Fahrer Jean Chene denkt noch: Mist, wasn das?
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Presseartikel zum Thema:
http://www.schneckenhof.de/presse/morgenweb_eichba um.htm
Schwule = Stricher, Heteros = ?
http://www.uni-mannheim.de/studorg/asta/upload/pub likationen/193/875522c85ac/Basta_77.pdf
zur Zukunft der Schneckenhoffeten:
http://www.uni-mannheim.de/studorg/asta/upload/pub likationen/193/2283356e163/basta76.pdf
Pulp Fiction
http://www.godamongdirectors.com/scripts/pulp.shtm l
http://www.angelfire.com/or/hubele/pf.html
http://p.schlierkamp.bei.t-online.de/Texte/pulpfic tion.htm
Gilgamesch-Epos:
http://www.lyrik.ch/lyrik/spuren1/gilgame/gilgam01 .htm
Die Vögel
http://www.uni-mainz.de/~manng001/Filme/V/voegel.h tm
Grundordnung der Uni Mannheim:
http://www.uni-mannheim.de/users/rektorat/go/go_05 .html
asta:
http://www.uni-mannheim.de/studorg/asta/start.htm
Kutteln:
http://www.narren-spiegel.de/Texte/kutteln.htm