Wer vor kurzem im Kino war und den Trailer zum Film gesehen hat, der weiß, um welches Thema sich Sam Gabarskis Tragikkomödie dreht und fragt sich vielleicht, warum die Freigabe ab 12 Jahren erfolgte.
Doch wer allzu viele Witze erwartet, die im wahrsten Sinne des Wortes unter der Gürtellinie liegen, täuscht sich.
Vor dem Hintergrund der Geschichte eines todkranken Kindes nähert sich der Film dem Thema Sexindustrie rund um Nachtclubs realistischer und ernsthafter als erwartet, ohne allzu viele Klischees zu transportieren.
Im Mittelpunkt der Handlung: Sexuelle Befriedigung für jeden nach Einwurf eines Geldstückes. Innerhalb eines Zeitmaximums von vorgeschriebenen 5 Minuten. Ein Automat im Londoner Stadtteil "Soho". Und doch manuell "betrieben".
Schlange stehen für Irina Palms hinter der Wand, die so einen besonderen Touch hat wie keine andere, allerdings im wahren Leben Maggie heißt und als arbeitslose Witwe um die Ende 50 ein etwas trostloses Leben in einem kleinen, grauen Dorf Englands führt.
Im Laufe des Films entwickelt sich die verzweifelte Großmutter eines kranken Enkels zur selbstbewussten und charakterstarken Frau, die herausfindet, was im Leben wichtig ist und auf beeindruckende Art und Weise Vorurteilen und Hindernissen trotzt.
Auch das Leben in einem spießigen Kaff und die zwanghafte, hinter geblümten Gardinen aufrecht erhaltene Prüderie, stellt der Film sympathisch in Frage.
Worte wie Penisarm oder wichsen fallen während des Films regelmäßig und selbstverständlich, so dass man doch immer wieder lachen muss.
Mit Sicherheit kein polarisierender Film, den man gesehen haben muss. Aber definitiv ist "Irina Palm" eine interessante und unterhaltende Darstellung der Sexindustrie als menschlichen Ort der Arbeit, welchen man sich guten Gewissens bereits im Kino anschauen kann, wenn der Anlass des Kinobesuchs vielleicht nicht unbedingt das erste Date ist.
Bewertung: (1-5 Sterne)
Anspruch: ***
Unterhaltung: ****
Spannung: *