Artikel: „My Name is Michael Bublé, I’m an Entertainer.“[ Musik ]
20.10.2007  |   Klicks: 2904   |   Kommentare: 9   |   Autor: pdmax
„My Name is Michael Bublé, I’m an Entertainer.“
Dass Jazz spätestens seit Roger Cicero wieder salonfähig ist, hat man mittlerweile sicherlich im letzten Eck der Republik mitbekommen. Was Robbie Williams einst mit seiner Hommage an die großen Jazzlegenden („Swing when your winning“) früherer Jahrzehnte auslöste, hält bis heute an.
Einer der größten im Business ist zweifelsohne Michael Bublé. Mit seiner Tour zum neuen Album „Call me irresponsible“ füllt er derzeit deutschlandweit die Hallen, wie auch am vergangenen Mittwoch die Mannheimer SAP Arena. 4700 Menschen aller Altersklassen kamen, den Senkrechtstarter im Jazz-Genre schlechthin zu bewundern, der noch vor knapp 6 Jahren seine Brötchen als Sänger auf privaten Hochzeitsfeiern verdiente.

„I’m an Entertainer.“ – wie recht er hat. Als seine 13-köpfige Band die ersten Töne erklingen lässt, ist das weite Rund der SAP Arena von den Schreien begeisterter, vornehmlich weiblicher Fans, erfüllt.
Bublé, sich dieser Umstände durchaus bewusst („I’m not stupid“) begrüßt deswegen die männlichen Zuschauer mit besonderer Aufmerksamkeit, wisse er doch, dass MANN teilweise nicht ganz freiwillig da sei.

Doch den Besuch wird niemand bereut haben, denn was Bublé in seiner knapp 2-stündigen Show bot, ist Jazz-Musik der Extraklasse mit dem obligatorischen Entertainmentfaktor. Regelrecht befreiend wirkt es, dass er nicht versucht, dass Publikum mit schlecht auswendig gelernten Deutsch-Vokabeln zu begeistern (mit Ausnahme des Bekenntnisses, er sei „ein Schleimer“), sondern den Fokus stets auf eine gesunde Mischung von Humor und Story legt. So gerät die Bandvorstellung zu einem echten Happening, auch wenn es zu bezweifeln ist, dass gleich zwei Musiker direkte Verwandte Jimi Hendrix sind und einer der Autor des deutschen Chart-Erfolges „Schni-Schna-Schnappi“ ist. Entertainment ist alles, das beweist Bublé gekonnt, größtenteils mit geplanten Show-Elementen, aber eben auch mit einer Nähe zum Publikum, die sich so nicht inszenieren lässt. Einmal runter von der Bühne, nimmt der die erste auf ihn zustürmende Dame auf den Arm, um sich dann angesichts der anstürmenden Konkurrentinnen mit der Glücklichen in die Büsche zu schlagen. Zurück auf der Bühne, bedankt er sich artig für die ihm gereichte Dose deutsches Bier und genießt einige Schlücke.

Michael Bublé ist aber neben all seinen schauspielerischen Qualitäten vor allem eines: ein großartiger Musiker. Das Repertoire seiner Songs füllte die SAP-Arena mit einer Stimmung, die seinesgleichen sucht. Durchaus ruhigere, ernstere Töne schlägt Bublé dabei mit seiner neuen Single „Lost“ an, die in dem Big-Band-Gewand und dem klaren, gut durchdachten Bühnenbild zu einer wahren Inszenierung wird. Frecher geht es dann mit den Songs „Me and Mrs. Jones“ und dem Queen-Cover „Crazy Little Thing Called Love“ zur Sache. Stimmungstechnischer Höhepunkt sind die Parodien von Elvis und den Village People, deren Song „YMCA“ er zu einer Jazz-Bewegungstherapie umfunktioniert hat.
Natürlich spielt Bublé auch seine größten Hits, allen voran das groovige „Feelin‘ Good“. Dieser Song ist auch nach Jahren noch ein Garant für Gänsehaut-Feeling, und wohl immer noch der einzige Bond-Song, der nie in einem Film vorkam.

Was Michael Bublé zu leisten im Stande ist, hat er vergangenen Mittwoch eindrucksvoll bewiesen, und sicherlich werden ihn seine Fans beim Wort nehmen, wenn er sagt „I’ll come back and play this place a second time.“
Vorgruppe Bublés waren die New Yorker Jungs von Naturally 7, die in einer gut halbstündigen Einlage zeigten, was die menschliche Stimme kann. Wahre Begeisterungsstürme lösten dabei Cover-Versionen von Klassikern wie „Sound Of Silence“ (Simon & Garfunkel), „Broken Wings“ und Phil Collins „In The Air Tonight“ aus. Diese Stimmgewalt scheint auch Bublé zu begeistern, denn bei seiner Nummer „That’s Life“ singen Naturally 7 im Background-Chor. Diese ungewohnte Symbiose beweist jedoch guten Geschmack auf allen Ebenen, und das Publikum war restlos begeistert.

Wenn Michael Bublé die Besucher seiner Homepage mit den Worten „My Name is Michael Bublé. I‘m an Entertainer.“ begrüßt, ist man sich der Wahrheit dieser Worte noch nicht wirklich bewusst, doch nach dem Konzert am vergangenen Mittwoch weiß man, was er meint, wenn er anfügt: „I have the greatest job in the world!“. Mein Tipp: Ganz großes Kino – unbedingt anschauen!
 
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9 Kommentare zu diesem Artikel
20.10.07, 17:15 Uhr #1 von Ungi
Danke für diesen tollen Artikel! Sehr gut geschrieben. Da ich leider nicht beim Konzert dabei sein konnte, hat mich dieser Artikel zumindest ein wenig getröstet!
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 20.10.07, 17:15 Uhr
20.10.07, 17:36 Uhr #2 von Ninschen
Und das Konzert war auch der Hammer, wie ich nur bestätigen kann
20.10.07, 18:46 Uhr #3 von Timao
63 € für die billigste karte musste noch erwähnen
20.10.07, 23:19 Uhr #4 von Shilay
Stimmt nicht meine hat 58,60 € gekostet und war jeden Euro wert!!!
Saugeile Show, sehr lustiger, selbstironischer Typ!
21.10.07, 12:18 Uhr #5 von BigMoon
das konzert war unglaublich toll
21.10.07, 20:03 Uhr #6 von opfobo


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Dass Jazz spätestens seit Roger Cicero wieder salonfähig ist, hat man mittlerweile sicherlich im letzten Eck der Republik mitbekommen.
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Jazz war schon immer Salonfähig - und ich wundere mich wer dieses Statement denn bitte von sich gelassen hat

Nur weil Jazz nicht als Medienspektakel sondern in gemütlicher Runde gehört und gemacht wird heisst es nicht dass Jazz leute wie Robbie Willams braucht!

Michael Bublé singt sehr gut und ist Live sehr sehenswert - aber echter Jazz ist anders
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 21.10.07, 20:03 Uhr
21.10.07, 20:23 Uhr #7 von pdmax
Ich selbst bin auch schon vor dem "Medienspektakel" ein großer Jazzfreund gewesen, darum geht es nicht. Tatsächlich ist salonfähig ist doppeldeutiger Ausdruck.
Denn was ich sagen wollte, lässt sich am besten mit dem ausdrücken, was mir meine Mum zu dem Robbie-Album damals sagte:
"Es schaffen nicht viele, Musik zu spielen/maschen/verkaufen, die von allen Alterklassen und Leuten gleichermaßen akzeptiert und geliebt wird."
Und tatsächlich ist eben die Musik seit dem Zeitpunkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, unabhängig davon, dass mein Dad es sein Leben lang hört - you know what i mean
22.10.07, 09:34 Uhr #8 von drumer17
Was hat dieser Mann einen genialen Bläsersatz hinter sich.
Die Band stand für mich ganz klar im Vordergrund!
21.11.07, 20:33 Uhr #9 von Lemonbaby
Kann mich Shilay nur anschließen. Super Show, die wahre Freude bereitet hat. Wie ich finde auch gut in diesem Artikel wiedergegeben...
...nur es heißt "Swing when you'RE winning"... sorry, doch ein altes Anglistenherzchen...
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