Artikel: Across the Universe[ Film ]
09.12.2007  |   Klicks: 4109   |   Kommentare: 0   |   Autor: Lemonbaby
Across the Universe
High times im Arthouse! – Julie Taymors „Across the Universe“ ist ein psychedelisches Abenteuer mit mitreißender Handlung. Realistische Psychedelik gibt’s nicht? – Doch! Und zwar gute zwei Stunden lang mit eindeutiger Message: Make love not war!
Die USA in den ausgehenden 1960er Jahren. Der junge Jude (Jim Sturgess) aus Liverpool arbeitet in einer Werft, träumt aber von mehr. Auf der Suche nach seinem Vater bricht er in die Neue Welt auf und tatsächlich wird er an der Ivy League Universität Princeton fündig. Dort trifft Jude Max (Joe Anderson), der mit seinem Kopf überall ist, nur nicht an einer Elite-Uni, sowie seine Schwester Lucy (Evan Rachel Wood). Diese Begegnungen sind der eigentliche Ausgangspunkt der Geschichte. Schließlich überredet Max Jude raus aus der nur scheinbar idyllischen Kleinstadtenge New Jerseys mit ihm nach New York zu gehen. Dort angekommen mieten sich die zwei eine Wohnung in dem seinerzeit pulsierenden Stadtteil Greenwich Village, wo sich Künstler, Intellektuelle und politische Aktivisten aller Kulturen vermischen und in einem bunten Miteinander einem freieren und friedlicheren Leben entgegen streben. Während Jude sich seinem Traum folgend als Künstler verwirklicht, rutscht Lucy, die inzwischen, nachdem ihr Verlobter im Vietnamkrieg ums Leben gekommen ist, nachgekommen ist, immer weiter in die radikale Anti-Kriegsbewegung hinein und Max wird in die Armee eingezogen und nach Vietnam geschickt.
Die schwarze Bürgerrechtsbewegung, der Vietnam Krieg und die Anti-Kriegsbewegung sowie das unbeachtete Leid der psychisch verstörten – zum Teil unfreiwilligen – Vietnamveteranen, bewusstseinerweitende Trips, frei gelebte Homosexualität, die Hippie-Bewegung…Vor diesem Hintergrund spielt sich die Geschichte von Freundschaft und Liebe ab.
Die Charaktere des Films sind durch die Bank weg durch die großartigen Leistungen der zwar noch relativ unbekannten, aber keineswegs untalentierten Schauspieler verkörpert. Dennoch sieht man auch ein paar bekannte Gesichter, zum Beispiel Bonos von U2, der als transzendental-psychedelischer Hippie-Cowboy daher kommt, oder Joe Cockers als Penner in einer U-Bahn-Station, die beide in ihren Gastauftritten mit ihren im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Beatles-Interpretationen überzeugen, oder aber Salma Hayeks als sexy Krankenschwester.

Auch sollte man sich nicht davon beunruhigen lassen, wenn der Film als ein Musical gekennzeichnet wird und man davon eigentlich kein Freund ist, denn er ist weniger ein solches als viel mehr ein besonderer Spielfilm – Drama, Liebesgeschichte, Komödie, bittere Kritik. Die insgesamt 33 (späten) Beatles-Songs, sind so gut in die Geschichte eingebettet (und nicht umgekehrt!), dass sie entweder eher wie eine passende Begleitmusik oder aber gleich wie ein fulminantes audio-visuelles Feuerwerk beeindruckend verpackt sind. Noch dazu sind sie allesamt so unterschiedlich von den diversen Charakteren interpretiert, dass sie nie mitreißender, rockiger, wilder, aber auch psychedelischer und sensibler daher kamen und nur wenig mit dem Bild der Pilzköpfe gemein haben und häufig wird die Tiefe der Texte durch den Film erst klar.
Dass der Film unter der Rubrik „Arthouse“ in den Mannheimer Kinos läuft ist berechtigt, insbesondere aufgrund seiner fast schon surrealistischen Elemente und psychedelischen Sequenzen, worin sich die Filmmacher kreativ ausgetobt haben. So ist der Film auch künstlerisch wertvoll, aber keineswegs nur etwas für Intellektuelle, bildet doch die Liebesgeschichte zwischen Lucy und Jude den roten Faden des Films. Im Grunde genommen sind es aber die Motive Selbstfindung, Liebe und Freundschaft sowie der Schrei nach Leben, die thematisch vor dem Hintergrund jener Zeit verarbeitet werden.
Der Film thematisiert zwar bedeutende Ereignisse jener Zeit, wirkt dabei aber niemals altbacken. Im Gegenteil, mit seinen lebendigen Charakteren wirkt der Film jünger und wilder als man meinen mag. Die Szenen schwingen dabei von zutiefst realistisch zu überwältigend imposant und sind immer ein bisschen skurril. Um allerdings alle Anspielungen „wirklich“ zu verstehen, muss man den Film vielleicht noch einmal sehen, zumindest sollte man sich dazu ein wenig Zeit geben und ihn wirken lassen, nichtsdestotrotz ist der Film ein wahrer „Trip“ in die Welt jener revolutionären Lebensart der ausgehenden Sechziger. Das Lebensgefühl dieser Ära, hätte man kaum besser in solch einer Vielfalt und Kreativität ausdrücken können, auch wenn das Tempo der Handlung stellenweise fast ein bisschen zu schnell ist.

Der Film lohnt sich für alle, die nicht immer nur einfachen, puren Mainstream erleben möchten und für witzige zum Teil kuriose, aber auch sensible Momente offen sind.
Man muss sich erst mal darauf einlassen, wird dann aber nicht enttäuscht werden!

Cineplex
Täglich um 17:30

Relevante Links:
www.kinos-in-mannheim.de
 
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