Artikel: Interview mit dem Regisseur von „Helden des Campus“[ Interviews ]
19.12.2007  |   Klicks: 2133   |   Kommentare: 4   |   Autor: Selbstfinder
Interview mit dem Regisseur von „Helden des Campus“
Die Premiere war ein Erfolg und über die Hälfte der einzelnen Folgen sind mittlerweile auf schneckenhof.de releast. Es war somit Zeit, sich mit dem Regisseur des Ganzen einmal näher zu unterhalten.
schneckenhof.de:
Die Premiere ist mittlerweile gelaufen und die erste Folge ist auch schon auf schneckenhof.de released. Wurden Eure Erwartungen erfüllt, seid ihr zufrieden? Oder habt Ihr es euch vielleicht noch glamouröser vorgestellt?

Niels:
Uns war am Anfang natürlich angst und bange, ob das Kino überhaupt voll wird. Es war klar, dass bestimmte Stammuser auf jeden Fall kommen werden und zusätzlich hatten wir ja auch rund 60 Leute, die daran mitgearbeitet haben. Am Ende waren aber wirklich sehr viele Leute da und haben sich das nicht entgehen lassen. Da waren wir wirklich stolz drauf. Ich hab mich auch wirklich gefreut, da standen diese übergroßen Oscars herum und hier an dieser Stelle deswegen auch nochmal ein großes Lob an das CinemaxX und an Ralph Dreibholz, der das alles abgestimmt hat. Das war wirklich top organisiert, überall waren Menschen, die sich um alles gekümmert haben und es war wie bei einer richtigen Premiere.

sh.de:
Was war Euer erster Gedanke, als der Film dann endlich losging, nach der Band, der Ansprache und der ganzen Warterei?

Niels:
Ich glaube, ich habe mir in meinem ganzen Leben selten so sehr in die Hosen gemacht wie in diesem Moment. Ich war durchgehend nervös. Erstens wegen der Rede, weil wir uns die um die Technik kümmern mussten, damit da alles funktioniert und wir deswegen auch nichts groß vorbereiten konnten. Ich saß die ganze Zeit in dem Stuhl und habe gehofft, dass technisch alles funktioniert, denn während der Probe gab es ein oder zwei Hänger. Zweitens habe ich vor jedem Gag gehofft, dass er entsprechend ankommt und es gab sogar einige Stellen, die besser angekommen sind, als ich dachte. Das waren so Kleinigkeiten, bei denen ich vermutet habe, die Leute bemerken das vielleicht gar nicht, aber dem war dann nicht so.

sh.de:
Das heißt die Stimmung vom Publikum hat dich im Saal dann auch richtig mitgerissen?

Niels:
Auf jeden Fall, es war wirklich schön das alles live miterleben zu können. Comedy ist ja bekanntlich eines der schwersten Genre. Die Serie war eigentlich gar nicht als Komödie gedacht, sondern sie war einfach nur lockerer angedacht, nicht so bierernst eben. Alles sollte mehr so ein Feeling haben…

sh.de:
Was genau meinst du mit Feeling?

Niels:
Die Serie sollte eine gewisse Leichtigkeit ausstrahlen, die sich wie ein roter Faden von vorne bis hinten durchzieht. Als riesen Komödie war sie nie geplant gewesen. Wir wollten die Leute zum Lachen bringen, aber es war nicht in erster Linie so geplant. Wir sind nicht vorrangig mit diesem Anspruch an die Sache herangegangen. Aber es war natürlich einfach schön und hat uns gefreut, weil es sich um viele Kleinigkeiten gedreht hat, die sich nicht so sehr – wie bei einer Komödie – in den Vordergrund gedrängt haben, die aber trotzdem beim Publikum sehr gut ankamen. Es waren Details, die wir relativ dezent im Hintergrund gehalten haben. Speziell die positiven Kritiken, die wir nach der Vorstellung bekommen haben gingen in die Richtung, dass die Menschen im Kino schon lang nicht mehr so sehr gelacht haben. Das war für mich dann die schönste Kritik, die ich je gehört habe. Vor allen Dingen weil diese Kritik auch von Leuten kam, die keinen Darsteller kannten und daher auch nicht diesen Bezug dazu hatten.

sh.de:
In der Ansprache war ja des Öfteren von einem „No Budget Projekt“ die Rede. Hattet ihr wirklich im Prinzip null Euro zur Verfügung oder gab es im Hintergrund doch noch den ein oder anderen Spender, der das Projekt finanziert hat?

Niels:
Eigentlich sind wir wirklich komplett ohne Budget ausgekommen. Der einzige finanzielle Support kam von schneckenhof.de in Form von Verpflegung.

sh.de:
Als du die Folgen dann gesehen hast, gab es irgendwo Stellen, bei denen du gedacht hast: „Ok, das hätte ich vielleicht anders machen sollen?“ oder bist du mit der Arbeit wirklich vollkommen zufrieden?

Niels:
Es gab während dem Feinschnitt eine Phase, in der ich den Blick fürs Ganze ein wenig verloren hatte. Ich war dann kurzzeitig recht unzufrieden und habe angefangen noch mehr zu kürzen, was sich im Nachhinein als gut erwiesen hatte. Ein Beispiel ist die Pokerszene, die erst länger gewesen ist. Wir haben da viel mit verschiedenen Techniken gedreht und einen großen Fokus auf die visuelle Schiene gelegt, aber die wäre einfach viel zu lange ausgefallen und daher musste da noch etwas gekürzt werden. Insgesamt bin ich aber noch immer sehr zufrieden mit dem Endergebnis, auch nachdem die anfängliche Euphorie etwas abgeflacht ist.

sh.de:
Du hast das positive Feedback erwähnt. Gab es auch konstruktive Kritik, bei der du dir gesagt hast, dass man das beim nächsten Mal beachten und umsetzen könnte?

Niels:
Es gab genug konstruktive Sachen, für die ich auch sehr dankbar bin. Beispielsweise gewisse Parts, die dem Publikum noch immer zu lange waren. Der Ton in den Uniszenen wurde öfter genannt, dort hat es einfach zu sehr geschallt. Das ist auch eines der Dinge, die wir beim nächsten Mal verstärkt angehen wollen. Die Kritiken allgemein waren wirklich hilfreich und werden uns beim nächsten Mal helfen, manche Dinge selbst kritischer zu betrachten und da die Qualität noch weiter hochzuschrauben. Wir finden das Ergebnis gut, aber da gibt es natürlich ein paar Sachen, die noch besser gemacht werden können. Dass die Leute konstruktive Kritik äußern und das Gesehene im Allgemeinen kritisieren zeigt uns auch, dass sie das Projekt als vollwertige Serie sehen.

sh.de:
Ihr habt euch von den Charakteren her echte Stereotypen herausgesucht: den saufenden Weiberhelden, den absoluten Zocker und natürlich den Streber. Denkst du, man kann die meisten Studenten in diese Schubladen stecken oder stellt es nur einen Teil des großen Ganzen dar?

Niels:
Ich glaube in jedem von uns steckt ein Alex, ein Robin und ein Daniel. Ich denke wirklich, die Schnittpunkte zwischen den drei Charakteren machen es aus, wo man sich auch wenig selbst finden muss. Das sind jetzt keine Charaktere, bei denen man sagen kann: „Ok, ich bin jetzt genau so oder so“, sondern es ist eher ein „Das kenne ich und das da kenne ich auch!“. Ich glaube nicht, dass es wirklich Menschen gibt, die so krass in eine Richtung tendieren, zumindest dürfte das eher die Ausnahme sein. Das war auch der Gedanke dahinter, von jedem etwas auf die Leinwand zu zaubern, diese Vielfalt, die man auch in der WG finden kann. Man kann auf keinen Fall alle Studenten über einen Kamm scheren, damit würde man der ganzen Geschichte nicht gerecht werden.

sh.de:
Darf man da gewissermaßen den „mahnenden Zeigefinger“ hineininterpretieren? Denn Alex rasselt am Ende ja durch die Prüfung. Oder war das so nicht gemeint?

Niels:
Doch, wie vorhin erwähnt war die Serie ja in erster Linie nicht als Komödie gedacht. Wir haben viele unterschwellige Kritikpunkte eingebaut und das war definitiv auch so gemeint. Gerade der Lebensstil von Alex ist heutzutage auf Dauer einfach nicht tragbar. Das sieht man dann eben auch an der Konsequenz, die er am Ende tragen muss. Genauso wie die Anfangssequenz mit der WG-Bewerbung ebenso eine Kritik ist. Man erlebt es ja selbst immer wieder, egal was man macht, man muss sich bewerben und gegen Konkurrenten durchsetzen. Das ist bis zu einem gewissen Maß natürlich in Ordnung und auch nötig, aber irgendwann hört es dann eben auch mal auf mit dem Verständnis dafür. Das wollten wir zwar witzig darstellen, ist aber durchaus ernst gemeint. Genauso wie die Kritik am Alkoholkonsum. Wir alle kennen es, wenn wir auf der Piste sind, aber man darf eben die Grenzen niemals aus dem Auge verlieren. Ich habe weiß Gott nichts pauschal gegen Alkohol, aber es gibt eben eine vernünftige Art damit umzugehen und eine unvernünftige. Bei Alex hat das mit Vernunft definitiv nichts mehr zu tun.

sh.de:
Natürlich wurde jetzt oft die Frage gestellt, ob es eine zweite Staffel geben wird. Klär doch unsere User kurz darüber auf: Ist schon was in Planung?

Niels:
Die Frage, ob wir eine zweite Staffel machen werden oder nicht, hatte sich schon von Anfang an gestellt. Wir haben uns schlussendlich überlegt, dass wir es vom Feedback abhängig machen. Wir sagten uns, wenn es nicht so gut oder eben nur mittelmäßig ankommt, dann lassen wir es. Aber es kam dann schlussendlich doch sehr gut an. Es haben auch alle Hauptdarsteller schon für eine weitere Staffel zugesagt, es sieht dahingehend also sehr gut aus.

sh.de:
Und was hast du in Zukunft noch vor? Das wird ja sicherlich nicht dein letztes Filmprojekt gewesen sein. Möchtest du dich vielleicht in einem anderen Genre ausprobieren? Eine ernsthafte Dokumentation über das Studentenleben würde sich in dem Zusammenhang ja anbieten, um ein Beispiel zu nennen.

Niels:
Da gibt es ein paar Dinge, die ich gern noch tun würde. Zunächst möchte ich ein paar regionale Bands mit Videoclips unterstützen. Das ist eines der Dinge, die wir – also Daniel und ich - gern in Angriff nehmen würden. Und das werden wir auch auf jeden Fall in die Tat umsetzen, das haben wir uns fest vorgenommen. Wir werden uns aber vermutlich nicht nur auf Bands beschränken, sondern Musikkünstler allgemein supporten, dazu gehören dann auch DJs. Ansonsten würde ich gerne ein paar Kurzfilme zu verschiedenen Plots und Thematiken drehen. Kurz und knackig sozusagen. Und ich würde mich mal gerne an einen Psychofilm heranwagen, also an einen richtig guten Thriller. Das wäre etwas, dass ich wirklich gern mal machen möchte. Aber ob und wann das passiert, das weiß man vorher natürlich nie.

sh.de:
Dann wird es jetzt Zeit für ein paar eigene Worte an den Rest der Welt.

Niels:
Ich möchte mich im Namen von Daniel und mir ganz herzlich bei allen Helfern und bei allen Darstellern bedanken. Es war für uns wirklich einfach eine geile Zeit. Die Hauptdarsteller, die wir gecastet haben, waren im Nachhinein die optimale Besetzung für die Rollen. Die haben wirklich gut gespielt und haben auch perfekt in ihre Rolle gepasst. Sie waren unheimlich diszipliniert am Set. Sie sind pünktlich erschienen, konnten ihren Text und wenn wir mal zeitlich überzogen haben, gab es keinen Aufstand und kein Murren. Davon war nichts zu spüren. Im Gegenteil, die wollten immer mehr. Da haben wir bereits gemerkt, dass sie alle bereit sind eine zweite Staffel zu drehen und das ohne Kompromisse. Es war ein geniales Team. Im Endeffekt war es natürlich anstrengend, das glaubt man manchmal vielleicht gar nicht, aber die Leute haben super mitgezogen und wie man sieht, hat es sich am Ende auf jeden Fall gelohnt. Ich glaube, dass so eine Serie nur mit schneckenhof.de funktionieren konnte. Keine Community ist auch offline so stark wie wir. Und aus diesem Potenzial wollten wir ein einzigartiges Projekt für eine einzigartige Community machen.
 
4 Kommentare zu diesem Artikel
20.12.07, 04:16 Uhr #1 von Chico
der is voll gay
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 20.12.07, 04:16 Uhr
20.12.07, 08:23 Uhr #2 von Selbstfinder
Du musst es ja wissen
20.12.07, 09:23 Uhr #3 von Niels87
20.12.07, 12:23 Uhr #4 von Ben12
Was Chico alles morgens um 4 Uhr so schreibt.......
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