Artikel: Ein Bett im Kornfeld[ Kolumne ]
09.04.2008  |   Klicks: 3702   |   Kommentare: 4   |   Autor: Kawakazee
Ein Bett im Kornfeld
Es wird Frühling! Naja, noch nicht ganz. Aber einige Sonnenstrahlen waren schon da! Das hab ich gehört. Nein ernsthaft: Es gab schon den einen oder anderen schönen Tag in den letzten Wochen. Danach wieder Flaute, aber man soll sich ja auch an Kleinigkeiten erfreuen. Und so schlendert man an sonnigen Tagen über die Flur von Wald und Wiesen, ein Bambi da, ein Schmetterling hier! Die Welt ist in Ordnung. NEIN! Glaubt ihr das wirklich?! Fabelwesen umringen uns! Man weiß nicht, ob gut oder böse! Neue Gestalten wie Janus- Köpfe, nur verdreht: Zwei Körper, ein Kopf! Angst durchflutet mich, ein Schauer gefolgt von Gänsehaut rinnt meine Wirbelsäule herunter. Ist der Rhein zu Styx gewandelt, spuckt der Hades seine Kreaturen über Mannheim? Scheiße, nein! Es sind nur Pärchen!
So ist es nun mal: Kaum steigen die Temperaturen, steigen auch die Hormonspiegel und damit auch die Rocksäume du alles andere, auf das im weiteren wegen der Sittlichkeit nicht eingegangen werden kann. Es ist furchtbar: überall schlagen die Bäume aus, jedoch nicht die balzwütigen auf Straßen und in Parks nieder! Es ist ein Gräuel! So sieht man den rothaarigen 2 Meter großen Wikinger im Café in pseudoitalienischem Imponierjargon einen „Ey, Luigi! Einen Expresso! Aber al dente!“ für sich und seine Angebetete bestellen, die bewundernd einen Augenaufschlag vollführt, bei dem sogar die Katze in „Shrek“ neidisch werden würde.
Jetzt ist die Zeit gekommen: Was nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird gejagt. Und was auf die Bäume kommt, wird kurzerhand runtergeschleimt.
Frühlings hat man doch immer wieder den Eindruck, dass vom Aussehen her erwachsene Menschen ihrer eigenen Sprache nicht mächtig sind. So hört man von allen Seiten: „Butzischnuffi, willst du ein Eis? Willst du ein Eis? Ich hab dich ja so dudelidudelilieb!“ Der Singular im Sprachschatz stirbt ebenso, wie die Fähigkeit der altersangemessenen Artikulation.
Aber die Welt gehört ja den Verliebten! Genau wie die Gehwege, die sie blockieren! Das glauben zumindest sie! So rollen diese Liebespanzer durch Berg und Tal und lassen sich beim Händchenhalten durch nichts entzweien! In einer Wahnsinnsgeschwindigkeit von ca. 0,00341 km/h schleichen sie durch die Welt. Sie könnten ja die Hände von einander lassen, wenn man zwischen ihnen durch wollte, jedoch weit gefehlt! Sie könnten einem den Kopf vom Halse mähen und es würde sie nicht interessieren. Sie schlendern weiter in ihrer Aura von Glückseligkeit, bei der wahrscheinlich die Glücksbärchies das kalte Kotzen überkommen würde. Sie würde sogar beschmiert vom Blut ihrer Opfer weiterwandeln in einer rosa Duftwolke aus Pheromonen. Man könnte fast denken, Douglas und der Erdbeermund hätten fusioniert! Begleitet werden sie dabei meist von einer Gräuschkulisse, die schwer zu beschreiben ist: Eine Mischung auf infantilem Gebrabbel, Geräuschen, die an den tritt auf eine Nacktschnecke erinnern, wenn sie sich ihre Liebe durch wildes Knutschen in der Öffentlichkeit beweisen. Nach dem „Love in the air! Evr’ytime I look around!” kommt auch nicht lange später “Ein Bett im Kornfeld”. Aber um auch ein gutes Haar an dem Ganzen zu lassen: Pärchen sind sehr platzsparend. Überall wo sie sich niederlassen verschmelzen sie wie ein Legostecksatz zu einem – wie kann man es am Besten ausdrücken – Ding? Undefinierbar das anfangserwähnte Fabelwesen: Ein Kopf zwei Körper. Ganesha für Arme quasi. Wobei auch Ganesha nur zwei Beine hatte. Aber egal. Als Geräuschekulisse wie immer eine zertretene Nacktschneckenlegion. So bespringen sich während der ersten Sonnenstrahlen alle und jeder! Sei es drum. Aber zum Wohl aller Menschen, die noch die Fähigkeit besitzen autonom ihr Essen zu sich zu nehmen ohne sich füttern lassen zu müssen: Sucht euch ein Zuhause!

In diesem Sinne: Seid furchtbar und mehret euch!
 
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4 Kommentare zu diesem Artikel
10.04.08, 16:06 Uhr #1 von BenKling3
Ich hau mich weg Ich finds zum totlachen... einfach nur ... Gut gemacht -Kawa...

Ich sollte vielleicht mein vorweihnachtabendliches Ritual des ruhig in der Stadt sitzens, wärend der Rest der Welt kurz vor knapp Geschenke jagt auch auf das Frühjahr ausbauen und die Paarungswilligen Großstädter beobachten

In diesem Sinne, wenn ich Zeit hab und nicht hier bin, bin ich in der Stadt
11.04.08, 00:24 Uhr #2 von Antihero
Das Wort zum Mittwoch. Ich verneige mich in der Hoffnung, dass diese "Saison" weniger schlimm wird als die letzte.
27.05.08, 14:26 Uhr #3 von MellscheKamellsche


Solaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaariuuuuuuuuuuuuuuu uuuuuum
27.05.08, 14:30 Uhr #4 von MellscheKamellsche
doppelt
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 27.05.08, 14:30 Uhr
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