Artikel: „Ich hoffe, ich finde das Meer.“[ Interviews ]
18.05.2008  |   Klicks: 2538   |   Kommentare: 0   |   Autor: Chilltkroete
„Ich hoffe, ich finde das Meer.“
Axl Makana spricht im Interview mit uns über seine Solokarriere, seine Verbundenheit mit Afrika und seine ehemalige Band „Mutabor“ mit der er knapp zehn Jahre quer durch Deutschland und Europa tourte.
In Wismar als Axel Steinhagen geboren, zog es den Musiker und Songschreiber 1991 nach Berlin, wo er ein Ethnologie-Studium begann. Zu dieser Zeit entstand das Bandprojekt „Mutabor“, welches Steinhagen zusammen mit einigen Kommilitonen auf die Beine stellte; schnell avancierte die Gruppe zu einer gefeierten Berliner Vorzeigeband, die sich musikalisch keine Grenzen setze. Nach sieben Alben, über 700 Konzerten und zahlreichen Abstechern in europäische Metropolen, trennten sich die Wege der einstigen Studenten. Vor 2600 Fans gaben sie im Sommer 2006 ihr Abschlusskonzert, ehe sich einige auf Solopfade begaben; andere jedoch unterstützen Makana als neuformierte Band „Ohrkesta“ auf seinen Konzerten.


Das Gespräch führte Benjamin Brandl

Brandl: Dein Künstlername „Makana“ geht auf ein altes amharisches Wort zurück. Warum hast du gerade diesen Namen ausgewählt?

Makana: Axl ist mein reduzierter Vorname und Makana ist ein Zustand der Ekstase und kommt ursprünglich aus Äthiopien. Makana ist mentale Befreiung. Ein Aus-sich-heraustreten. Ich befreie mich vom Ich und bin Wir. Oder anders: Ich reduziere mich aufs Wesentliche. Makana ist grenzenloses Verständnis, weil du dann Teil eines Ganzen bist. Makana ist die Leichtigkeit, die du hast, wenn du im Sommer barfuß durch den Wald läufst. Makana ist die Freude die du spürst, wenn du dich der Musik hingibst. Makana ist eine Welle der Verzückung, die durch die Synapsen brandet. Makana öffnet die Augen. Makana macht es möglich das Es möglich ist. Makana hält jung. Makana ist Schokolade. Makana ist Sex. Makana ist guuut. Reicht das?

Du verbringst viel Zeit in Äthiopien. Was sind deine Eindrücke von diesem Land und ihren Einwohnern, was zieht dich immer wieder dorthin?

Ich hatte an der Uni Ethnologie studiert und eine interessante Vorlesung über äthiopische Geschichte gehört. Nicht zuletzt ist das ja auch das Land, welches durch Bob Marley und den Rastafaris als mythischer Ort etabliert wurde. Kurz entschlossen buchte ich den Flug. Kurz vorher lernte ich zufällig einen Äthiopier in Berlin kennen, der mich mit seinen Freunden und seiner Familie bekannt machte. Ich wurde dort freundlichst empfangen, verliebte mich in die Schwester des Bekannten und machte mit ihr den ersten Trip ins Land. So hatte ich einen sehr guten Start und lernte gleich viel von der äthiopischen Kultur kennen. Das Land ist von Armut gezeichnet aber gleichzeitig beeindruckten mich die Sanftmut und die Gastfreundlichkeit der Äthiopier. Ich fühlte mich dort nie bedroht oder hatte Probleme mit Kriminalität, was in anderen afrikanischen Ländern wie z.B. nebenan in Kenia nicht so easy ist.

Nach der Abschlusstournee von Mutabor wolltest du dir erst einmal eine Auszeit gönnen. Wieso ist diese so kurz ausgefallen?

Der Grund mit Mutabor aufzuhören war ja nicht, dass ich keine Musik mehr machen wollte. Wir waren mit Mutabor schon seit 13 Jahren unterwegs und hatten eine schöne Zeit. Unser Motto war immer Veränderung. Irgendwann merkten wir, dass wir schon zu sehr in unserer eigenen Schablone steckten und es an den Rändern drückte. Das heißt, jeder hatte da auch noch persönliche Ambitionen, die sich mit der Band nicht unter einen Hut bringen ließen. Bevor unser Schiff auseinander zu brechen drohte, haben wir lieber die Anker geworfen und sind ausgestiegen. Ich denke, das hat uns alle neu gefordert und jedem seinen individuellen Entwicklungsschub gegeben. Die Geigerin ist jetzt stolze Mutter und ich hab mit dem Solo-Album auch so etwas wie ein neues Baby.

Überwog eigentlich der Wehmut Mutabor aufzulösen, oder die Vorfreude auf deine Solokarriere?

Es war beides. Das letzte Konzert vor 2600 Leuten im Yaam in Berlin war schon sehr beeindruckend und uns wurde bewusst, was wir uns da über die Jahre aufgebaut hatten. Auf der anderen Seite war es auch schön auf einem Höhepunkt aufzuhören, und neuen Ufern entgegen zu seh(n)en.

Viele Künstler und Bands haben es bereits vorgemacht und sich nach eigenen Projekten wieder zusammengeschlossen. Könnte es nicht auch eine Reunion von Mutabor geben?

Nur wer Abschied nimmt, kann auch wieder kommen.

Für „Ich ist ein anderer“ hast du mit Kraans de Lutin zusammengearbeitet, wie kam dieses Treffen zustande?

Eine Freundin von mir hatte mit ihm zusammen gearbeitet und hatte ein Demo von verschiedenen Produktionen bei sich zu Hause liegen. Ich fand besonders die Produktion von Martin Jondo gut. Ich habe ihn daraufhin mal im Studio besucht und ein paar vorproduzierte Songs vorgespielt. Wir waren uns sympathisch und fingen dann zwei Wochen später an die ersten Songs gemeinsam zu produzieren.

Welchen Anteil hat er am Album und wie viel Mutabor steckt deiner Meinung nach noch in deiner Solo-Platte?

Kraans hat sehr viel am groove gefeilt, ein paar sehr griffige Basslines beigesteuert, elektronische Sounds mit ins Spiel gebracht und wir haben zusammen die Melodieparts arrangiert. Eigentlich hat er genau den Part übernommen, den früher die Band bei Mutabor hatte. Ich glaube nicht, dass ich mich als Songschreiber groß verändert habe. Die Themen sind teilweise persönlicher und die musikalische Bekleidung ist anders.

Richtig, auf dem Album geht es hauptsächlich um Selbstfindung und die Leichtigkeit im Leben. Glaubst du, du hast dich bereits gefunden?

Es gilt sich immer wieder sich neu zu finden, denn das Leben ist ein Fluss. Seine Leichtigkeit zu bewahren, ist dabei ein wichtige Eigenschaft, damit man nicht untergeht. Ich hoffe, ich finde das Meer.

Welche Projekte stehen in Zukunft an?

Also erstmal den Sommer genießen und endlich auch mal wieder ein paar Blitzkonzerte auf der Straße und den Strandpromenaden der Ostsee geben. Ansonsten die Muse pflegen und an neuen Songs arbeiten.

Vielen Dank für das Interview
 
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