Hört oder liest man dieser Tage etwas über „The Dark Knight“, dann geht es meist auch zentral um den direkt an den Drehschluss anschließenden tragischen Tod des Joker-Mimen Heath Ledger. Wäre dieser auch im Falle eines Nicht-Versterbens mit derartigen Lobeshymnen für seine Interpretation der Rolle des Fieslings Joker überhäuft worden?

Doch der Reihe nach. „The Dark Knight“ ist das Sequel des 2005 von Christopher Nolan inszenierten „Batman Begins“. In einer Zeit, in der Superhelden sintflutartig in oftmals bestenfalls streitbaren Remakes auf die Kinoleinwand schwemmen, erlebt auch Batman seinen zweiten Frühling.
Doch den neuen Batman unterscheidet viel von seinen unbesiegbaren Kollegen. Christopher Nolan schafft es auch in der Fortsetzung von „Batman Begins“, die düstere und beklemmende Atmosphäre einer scheinbar verlorenen Stadt auf alle Charaktere und den Kinosaal zu übertragen. Vergessen der schrille Ton der leicht trashigen Batman-Versionen aus dem Ende des 20. Jahrhundert.

Bruce Wayne, mittlerweile wieder mit beiden Beinen im Leben stehend, befindet sich mit seinem Alter Ego Batman in einer Sinnkrise. Von Gegnern und Nachahmern geplagt, sieht er seine Liebe an der Seite des neuen Strahlemanns der Stadt, Staatsanwalt Harvey Dent das Leben führen, das er eigentlich für sich und Rachel vorgesehen hat. Mitten in dieser Phase taucht in Gotham ein neuer Verbrecher auf, der sich nicht auf das Maß gewöhnlicher Krimineller reduzieren lässt: Der Joker. Ist für Batman im Kampf gegen das Verbrechen die größte Trumpfkarte meist die Berechenbarkeit der Gegner, so lässt ihn der Joker an dieser ihm fehlenden Eigenschaft fast scheitern.
Der Joker stiehlt Mafia-Millionen, um sie postwendend abzufackeln, ermordet Menschen ohne Motiv, einfach so. Ohne Plan.
Batman steht vor seiner größten Aufgabe. Denn der Joker will seinen Kopf. Durch die Mafia angestachelt, Batman auszuschalten, ist nahezu jeder Kriminelle auf den Tod des Dunklen Rächers aus. Doch der Joker geht dabei brutaler zu Werke. Richter, Bürgermeister, Polizisten, alles Opfer des Feldzugs des dauergeschminkten Psychopathen. Bruce Wayne lässt sich auf einen Kampf ein, der aussichtslos erscheint, und den selbst Batman nicht ohne Verluste überstehen kann.

„The Dark Knight“ kommt mit besten Empfehlungen über den großen Teich. Nahezu alle Rekorde der Filmbranche pulverisiert, sind die Erwartungen natürlich immens. Aber der Film lässt keinen Zweifel an seiner Brillanz. Christopher Nolan ist es abermals gelungen, um Batman eine Geschichte zu erzählen, die den Zuschauer nicht aus ihrem Bann lässt. Und die hält viele Überraschungen und Wendungen bereit. In den vielleicht kurzweiligsten 152 Minuten der Filmgeschichte schafft es Nolan, zum einen alle Charaktere sehr intensiv zu entwickeln, ihre Sorgen, Wünsche und Beziehungen zu illustrieren und zum anderen für ein Maß an Action zu sorgen, das den Zuschauer nicht loslässt. Natürlich ist das nur möglich, weil es den Produzenten gelungen ist, die großartigen Schauspieler auch für das Sequel zu verpflichten und um die richtigen Köpfe zu ergänzen.

Christian Bale als Batman ist sicherlich eine Idealbesetzung, den smarten Milliardär gibt er großartig. Seinen treuen Freund und Diener Alfred setzt Michael Caine abermals sehr gut in Szene, was nicht weiter verwundert. Aaron Eckhart als Harvey Dent, und die bekannten Gesichter Gary Oldman (Jim Gordon) und Morgan Freeman (Lucius Fox) spielen ihre Rollen überzeugend. Etwas deplatziert wirkt Maggie Gyllenhaal als Rachel Dawes, ihr fehlt einfach das gewisse Etwas, das Vorgängerin Katie Holmes hatte.

Um die Rolle Heath Ledgers noch mal aufzugreifen: Ja, er ist die omnipräsente Figur im Film, und ja, seine Leistung in der Rolle als debiler Joker ist nicht hoch genug zu bewerten. Die Figur trägt den Film, treibt ihn voran, seine Kaltblütigkeit, aber zugleich auch seine aberwitzige Komik und seinen Hang zur Theatralik machen den Joker zu einem Prototyp des Bösen, der kein Gewissen hat. Die brillante schauspielerische Leistung des verstorbenen Ledgers, insbesondere die nonverbalen Komponenten (Mimik, Körpersprache) sind nicht hoch genug einzuschätzen.
Die eigentliche Frage bei all dem verständlichen Hype um „The Dark Knight“ durch den Tod Ledgers ist aber, ob dieser auch für einen Oscar in Betracht gekommen wäre, wenn er noch am Leben wäre. Schön wäre es, denn die Leistung ist es ohne jeden Zweifel wert. Aber der Verdacht bleibt, dass sein Tod die eigentliche Leistung etwas überstrahlt und verdeckt.
Wer wissen will, wie sich perfektes Kino anfühlt, sollte sich „The Dark Knight“ anschauen – ganz großes Kino, und ja, dafür werden Filme gemacht. Unbedingt ansehen, Suchtgefahr!