Eine große Menge vertraulicher Daten wie Notarsunterlagen, Personaldaten und private E-Mails fanden Informatik-Studierende der Universität Mannheim auf Second-Hand-Festplatten. Auf dem Speicher von ausgedienten Mobiltelefonen konnten sie außerdem Kontakt- und Anruflisten sowie eine große Menge Kurznachrichten (SMS) rekonstruieren.
Die Daten wurden im Rahmen von Vorlesungen zum Thema "Digitale Forensik"
gefunden, in der es um die gerichtsfeste Sicherung und Analyse digitaler Beweismittel geht. "Wenn man beim Formatieren der Festplatte nicht aufpasst, sind die meisten Daten wiederherstellbar, auch wenn die Festplatte oberflächlich leer erscheint", erläutet Informatikprofessor Felix Freiling, der die Vorlesung betreute. Die Universität Mannheim ist seit 2007 die erste Universität, die ein solches Lehrangebot zur Verfügung stellt. Die Mannheimer Informatiker um Felix Freiling sind damit auch die bisher einzigen Wissenschaftler in Deutschland, die sich mit den Grundlagen der digitalen Beweismittelsicherung in Forschung und Lehre beschäftigen.
Insgesamt untersuchten die Studierenden 21 Festplatten und 7 Mobiltelefone. Sie schlüpften dabei in die Rolle eines Ermittlers, der im Rahmen eines Strafverfahrens eine Festplatte und den Speicher von ausgedienten Mobiltelefonen forensisch analysieren sollte. Die Festplatten waren in den Jahren 2000-2003 für jeweils einen Euro im Internet ersteigert worden. Die Second-Hand-Mobiltelefone waren bei einem Internetforum für jeweils 10 Euro gekauft worden. "Mit den Daten auf einer der Festplatten konnte man aus privaten Dokumenten den kompletten Stammbaum einer Familie über drei Generationen zurückverfolgen", so Freiling. Von einer anderen Festplatte wurden unter anderem Dienstpläne und Auftragslisten einer mittelständischen Stahlbaufirma wiederhergestellt. Durch die Anruflisten konnten auch alle Mobiltelefone persönlich zugeordnet werden.
Im Rahmen der Vorlesung "Digitale Forensik" fanden zahlreiche Gastvorträge aus der Praxis statt, so etwa von Vertretern des Bundeskriminalamtes, der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC und der Deutschen Telekom. Ein Bericht über die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurde im Rahmen der Konferenz "IT Incident Management & IT Forensics"
(IMF 2008) der Gesellschaft für Informatik zur Veröffentlichung angenommen.
Den ganzen Bericht gibts hier zum Download:
http://pi1.informatik.uni-mannheim.de/filepool/pub lications/forensics-experiences.pdf
Pressestelle Uni Mannheim